Mit Bach durchs Jahr Vol. III
Carsten Zündorf

(2014)
Kaleidos

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Mit Bach durchs Jahr Vol. III

So nahe wie möglich am Wunder Bach

von Rainer Aschemeier  •  29. Oktober 2014
Katalog-Nr.: KAL 6324-2 / EAN: 4260164632424

Wie vielleicht regelmäßigen Lesern unseres Blogs schon bekannt ist, hat the-listener.de ein ganz besonderes Faible für Orgelmusik. Der Grund, warum es trotzdem nicht viel in diesem Genre zu rezensieren gibt, ist der, dass Orgelmusik-CDs häufig a) schlecht aufgenommen und b) mies interpretiert sind. Berüchtigt sind die etwa arhythmischen „Mini-Pausen“ unmusikalischer Organisten, die den Fluss der Musik stören und meist von einer Überforderung des Interpreten zeugen. Ebenso berüchtigt sind CDs, bei denen der Tonmeister in Sachen Mikrofonierung bei einer Kirchenorgel in schwierigen Hallverhältnissen, wie sie eben in einer Kirche vorkommen, eben auch überfordert war, sodass sich das Instrument entweder wie aus weiter Ferne aufgenommen anhört oder mehr Gebläse als Orgelmusik aus den Boxen strömt.

All diese Probleme sind glücklicherweise beim Label Kaleidos Musikeditionen nicht zu befürchten. Labelchef und Tonmeister Jens F. Meier ist ein Garant für beste Tonmeisterpraxis. Die bei seinem Label vertriebene Orgelmusikreihe „Mit Bach durchs Jahr“ ist eine der cleversten und am besten gelungenen Editionen der Orgelmusik Johann Sebastian Bachs, die es überhaupt gibt.

Carsten Zündorf, seines Zeichens Kirchenmusikdirektor an St. Marien in Osnabrück ist der Interpret dieser Reihe, anhand derer das Kirchenjahr mit Orgelmusik Johann Sebastian Bachs begleitet wird. Und so lautet der „Untertitel“ der Serie der schön gestalteten Reihe auch „Orgelmusik von Johann Sebastian Bach zu den Kirchenjahreszeiten.“

Organist Zündorf erweist sich auf den Alben dieser Reihe als ein Interpret von hohem Rang. Bei ihm stimmen nicht nur Registrierung und Tempowahl, sondern vor allem auch innerer Werkzusammenhang, musikalische Konsistenz und Phrasierung. Zudem ist er einer von wenigen Orgelmusikinterpreten, die es verstehen, der Orgelmusik Seele zu verleihen. Bei einem mechanischen Monstrum wie einer Kirchenorgel ist es nämlich kein Problem, die Musik prächtig und voluminös klingen zu lassen. Nur bleibt oft leider die Lebendigkeit und die Emotionalität eines solchen Vortrags auf der Strecke. Unter Zündorfs Händen jedoch bleibt Bachs Musik lebendig und atmet den Geist des barocken Zeitalters. Pracht und Bescheidenheit zugleich bei maximaler Ausreizung der kompositorischen Kunst: Das ist Bach. Und Zündorf versteht es, dieses nur scheinbare Paradoxon, das ewige Rätsel und Wunder Bach genial in Szene zu setzen.

Der Klang der Aufnahme aus St. Marien am Markt ist außergewöhnlich gut und zählt mit Sicherheit zu den am natürlichsten klingenden Orgelmusikaufnahmen des Jahres – auch, wenn natürlich auch der beste Tonmeister das zuhause im eigenen Wohnzimmer fehlende Luftvolumen eines großen Kirchenraumes nicht einfach mal so „ersetzen“ kann. Dafür muss man Orgelkonzerte schon auch live besuchen, und in dem Punkt werde ich ja nicht müde, für den Besuch ebensolcher Konzerte zu werben. Orgelmusik ist live am allerbesten. Lässt sich ein Konzertbesuch aber nicht einrichten, so sind es solche CDs wie die aus der Kaleidos-Reihe „Mit Bach durchs Jahr“ von denen man sagen kann, sie kommen verdammt nah an die Livesituation heran.