L. Berio – Orchesterwerke (2014)
• • • • • Luciano Berio – OrchesterwerkeBisheriger Höhepunkt in der Folge von Musik des 20. Jahrhunderts in Einspielung Hannu Lintusvon Rainer Aschemeier • 14. Oktober 2014
Hannu Lintu ist der Mann, der bei Ondine immer dann zum Einsatz zu kommen scheint, wenn es um die Musikmoderne geht. Allein in den letzten beiden Jahren hat der Finne schon mehrere hochkarätige Alben mit Musik des 20. Jahrhunderts veröffentlicht, von Enescu bis Ligeti, von Messiaen bis (nun ganz neu) Luciano Berio. Dabei ist nicht nur Lintu selbst zu einem der derzeit wichtigsten Interpreten der Musik des 20. Jahrhunderts aufgestiegen, sondern das Ondine-Label hat sich mit seinen hervorragend programmierten und sehr gut klingenden Produktionen auch einen Stammplatz in allen CD-Schränken gesichert, die im Haushalt von Hörern stehen, denen die Musikmoderne nicht egal ist. Mit dem jetzt ganz frisch erschienenen Berio-Album haben Hannu Lintu und sein Finnisches Radiosinfonieorchester einen neuen Höhepunkt in ihrer losen Reihe mit Einspielungen der revolutionären Musik des 20. Jahrhunderts erreicht. Und wieder fällt auf, wie gelungen die Werkauswahl ausgefallen ist. Einen besonderen Coup stellen dabei Berios bis zum Exzess „emporkomponierte“ Variationen von Boccherinis „Smash Hit“ „Ritirata Notturna di Madrid“ dar. Es sind die wohl wirkmächtigsten sechseinhalb Minuten auf dieser formidabel klingenden SACD, und sie ziehen einen sofort und auf Anhieb nicht nur in den Bann, sondern auch in das restliche Programm auf diesem Tonträger. Mit herausragenden Vokalisten folgen dabei Berios 14-minütige Komposition „Calmo“ für Mezzosopran und 22 Instrumente sowie die sogenannte Sinfonia für acht Stimmen und Orchester, bei der erneut die glänzenden Vokalsolisten beeindrucken, die unverständlicherweise bis auf die Mezzosopranistin Virpi Räisänen noch nicht einmal auf der Hülle Erwähnung finden. Alles in allem ist diese in allen Punkten nur wärmstens zu empfehlende SACD in meinen Augen der bisherige interpretatorische Höhepunkt in Lintu-Serie mit Musik des 20. Jahrhunderts, nachdem die zwar mit u.a. Angela Hewitt sehr prominent besetzte, aber im Endeffekt doch nur wenig spritzig dirigierte Einspielung von Messiaens furioser Turangalila-Sinfonie zuletzt eher etwas enttäuschte. Diese neue Berio-Einspielung hingegen ist so wunderbar, dass ich sagen würde: Sie sucht ihresgleichen! |
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