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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

R. de Visée - Confidences galantes
Fred Jacobs (Theorbe)

(2014)
Metronome / Vertrieb: Klassik Center Kassel

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Robert de Visée - Confidences galantes

Was will man mehr?

von Rainer Aschemeier  •  19. Juli 2014
Katalog-Nr.: MET CD 1089 / EAN: 502816510923

Die Lautenmusik von Robert de Visée wird eher selten für CD eingespielt, aber es gab in der Vergangenheit doch einige Beispiele (unter denen wir übrigens eines auch bei the-listener.de rezensiert hatten, siehe hier). De Visées Lautenmusik ist sehr gut komponiert. Ihr hängt jedoch ein Anflug des Anachronistischen an, denn de Visée, der 1725 starb, gehörte zu den letzten bedeutenden Lautenkomponisten. Und obschon zu seinen Lebzeiten schon Komponisten wie Bach und Telemann musikalisch-barocke Prachtschatullen öffneten, hing de Visée mit seiner Musik eher der Weltentrücktheit der Renaissance nach.

Auf dieser begrüßenswerten neuen CD des britischen Labels „metronome“ bekommen wir eine sehr schöne Einspielung von de Visées Musik für die Theorbe, also ein Instrument, das in seinem Tonumfang in etwa dem heutigen Violoncello entspricht. Das unterscheidet diese Veröffentlichung von manch anderen, die sich in der Regel de Visées Schaffen für kleinere, höher gestimmte Lautentypen widmen.
Interpret Fred Jacobs hinterlässt einen großartigen Eindruck, denn er versteht es, die Musik „swingen“ zu lassen. Gerade bei Lautenmusik trifft man leider immer wieder auf Interpreten, bei denen es an der Rhythmik hapert und die Lautenmusik wie eine Art musikalisches Gehacktes servieren. Fred Jacobs ist da anders. Er versteht es, die melodische Linie in den Vordergrund zu bringen und durch gelungene Phrasierung, hervorragende Technik und mitreißende Musikalität diese Stücke zum Leben zu erwecken.

Das lässt diese schöne Aufnahme auch anders als viele andere Alte-Musik-Produktionen erfrischend authentisch und frisch wirken. Hier geht es nicht um die Ausstellung von musikalischen Museumsstücken, sondern hier spielt jemand, der diese Musik liebt und über sie nachgedacht hat.
Der Aufnahmeklang ist ebenfalls erfreulich transparent und brillant ausgefallen. Es mangelt, wenn überhaupt, ein wenig an Raumklang. Dafür, dass diese Produktion in einer Kirche mitgeschnitten wurde, klingt sie für meinen Geschmack jedenfalls eher etwas trocken und sehr „nah dran“. Das ist aber keine wirkliche Kritik, sondern eher eine Frage des persönlichen Geschmacks.

Fazit: Diese CD ist uneingeschränkt zu empfehlen, bietet sie doch selbst für de Visée-Verhältnisse eher rares Material in hervorragenden, richtiggehend Spaß machenden Interpretationen in einem darüber hinaus noch ansprechendem Klangbild. Was will man mehr?

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