G. Donizetti – Aristea (2014)
• • • • Gaetano Donizetti – AristeaWeltersteinspielung einer vergessenen Donizetti-Kantatevon Rainer Aschemeier • 8. Juli 2014
Gaetano Donizetti hat mit „Lucia di Lammermoor“ und „Don Pasquale“ zwei Dauerbrenner der italienischen Operngeschichte vorgelegt. Ansonsten sind auch seine Opern „L’elisir d’amore“ und „Anna Bolena“ unter Opernliebhabern keine Unbekannten, können aber in meinen Augen heute kaum noch zum „Standardrepertoire“ gerechnet werden. Viele andere Werke Donizettis (er schrieb um die 50 Opern) sind heute vollkommen in Vergessenheit geraten und zum Teil noch niemals eingespielt worden. Eine solche Lücke ist besonders kurios. Es handelt sich dabei um eine ungewöhnliche „Mini-Oper“ (eigentlich eine szenische Kantate) mit dem Titel „Aristea“. Donizetti schrieb sie in seiner frühen Schaffensphase im Jahr 1823. Hört man nun in diese Weltersteinspielung des Werks, fällt unmittelbar die typische Handschrift Donizettis auf. Alles sehr schwungvoll, typische Donizetti-Melodik, grundlegend heiterer Charakter, alles sehr „buffoesk“, trotz des durchaus nicht nur heiteren Sujets, das im antiken Griechenland angesiedelt ist. Für meine Ohren – die zugegebenermaßen nicht die Ohren eines eingeschworenen Donizetti-Fans sind –, unterscheidet Aristea musikstilistisch vergleichsweise wenig von den späteren Publikumserfolgen des Komponisten. Wer etwa „Don Pasquale“ mag, wird auch „Aristea“ mögen. Donizettis typische Handschrift ist hier jedenfalls schon sehr ausgeprägt, wenn auch Einflüsse Rossinis und Mozarts kaum verleugnet werden können – aber das ist ja auch nicht mehr als normal für einen seinerzeit jungen italienischen Komponisten, der sich im Opernfach etablieren möchte. Vergessen wir indes nicht, dass Donizetti nie zu den ausgesprochenen Umstürzlern in der Geschichte der Oper gehörte, sondern sich stattdessen dezidiert an ein großes Publikum wandte. So kann man seine Musik als grundsätzlich qualitativ solide einstufen, und Aristea macht da keine Ausnahme. Die vorliegende Weltersteinspielung wurde vom „Simon Mayr-Chor und -Ensemble eingespielt“, einer Vereinigung von Musikern aus dem Raum München und Ingolstadt, die sich vorrangig der Verbreitung des Werks des deutschstämmigen Komponisten Simon Mayr widmet, einem Mann, der rund 60 Opern im italienischen Stil schrieb, und das zu der Zeit, als auch Donizetti zu den beherrschenden Szene-Größen gehörte. Fazit: Für Donizetti-Fans und solche die es werden wollen, ist dieses Album ein Kauf ohne Reue. Lediglich die Connaisseurs und Spezialisten werden sich an dem einen oder anderen Aspekt der Aufnahme reiben. Für eine Weltersteinspielung eines wirklich raren Donizetti-Werks bleiben hier aber vergleichsweise wenig Wünsche offen. Dieses Album geht also insgesamt betrachtet absolut in Ordnung. |
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