M. Weinberg – Sinfoniettas Nr. 1 & 2 / Sinfonie Nr. 7 (2014)
• • • Mieczysław Weinberg – Sinfoniettas Nr. 1 & 2 / Sinfonie Nr. 7, Op. 81Rare Weinberg-Dokumente aus den 1960er-Jahrenvon Rainer Aschemeier • 3. Juli 2014
Mieczysław Weinbergs derzeit in kaum geahnten Umfang stattfindende Wiederentdeckung dürfte die größte „Komponistenausgrabung“ seit den 1970er-/1980er-Jahren sein, als Gustav Mahler und Jean Sibelius verspätet ihren Weg in den Klassik-Mainstream fanden. Selbst in Weinbergs musikalischer Heimat Russland hat es nur wenige Schallplatten-Aufnahmen zu Lebzeiten des Komponisten gegeben, der überdies lange Zeit unter den Repressalien sowjetischer Kulturpolitik zu leiden hatte. Die Sinfonietta Nr. 1 bekommen wir vom Staatsakademieorchester der UdSSR unter Leitung Evgeny Sventlanovs serviert. „Von wem sonst?“ ist man versucht zu sagen, denn unter den angeblich 800 Einspielungen, die Svetlanov in der Sowjetunion realisierte, ist wohl jeder Sowjetkomponist, der auch nur halbwegs Geltung hatte, irgendwo wenigstens einmal vertreten. Positiv überraschend sind daher schon eher die Aufnahmen der Sinfonietta Nr. 2 und der (in Weinbergs Sinfonieschaffen zumal sehr wichtigen) Sinfonie Nr. 7 durch das legendäre Moscow Chamber Orchestra unter Leitung seines Gründers Rudolf Barschai. Weinberg widmete die siebte Sinfonie, die neben einem Streichorchester auch ein Cembalo als Soloinstrument vorsieht, übrigens Barschai, weswegen wir hier ein wirklich authentisches Tondokument bestaunen dürfen. Die siebte Sinfonie ist denn auch das Highlight der CD. Ungleich den Sinfoniettas Nikolai Mjaskowskis, die seine Sinfonien qualitativ nicht selten sogar überflügelten, scheint sich Weinberg die Bezeichnung „Sinfonietta“ vor allem für eher propagandataugliche Stücke aufgespart zu haben, deren eher konservative Musiksprache wohl die sowjetischen Musik-Apparatschiks befriedigen sollte. Mit wesentlich mehr Fingerspitzengefühl nähern sich Rudolf Barschai und sein Kammerorchester der zweiten Sinfonietta und der Sinfonie Nr. 7. Letztere haben wir schon in einer modernen Einspielung der Göteborger Sinfoniker unter Thorbjörn Svedlund beim chandos-Label kennengelernt. Doch – wie auf diesen Seiten schon des Öfteren angemerkt – hinterließen die Weinberg-Einspielungen aus Göteborg nie einen wirklich begeisternden Eindruck. Fazit: Nicht jeder braucht dieses Album, selbst eingeschworene Weinberg-Anhänger wohl nicht unbedingt. Wer jedoch Weinbergs wunderschöne siebte Sinfonie zu seinen Lieblingsstücken zählt, sollte diese Aufnahme des Stücks auf jeden Fall besitzen, denn ihr sollte in meinen Augen zurzeit der Referenzwimpel umgehängt werden. Die Sinfoniettas auf dieser CD sind im direkten Vergleich in der Weinberg-B-Liga anzusiedeln, die es – wie Weinberg-Kenner wohl wissen – durchaus gibt. Im Fahrwasser der fortlaufenden Weinberg-Sinfonieneditionen von chandos, NEOS und Naxos kommen nun auch andere Werke ans Tageslicht, die nicht immer zum Besten zählen, was der polnisch-russische Schostakowitsch-Freund komponiert hat. Die Sinfoniettas zählen in meinen Augen zu ebendiesen Stücken. |
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