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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

L. v. Beethoven: Streich-Quartette Op. 18/2, Op. 18/4 & Op. 95 "Quartetto Serioso"
Minetti Quartett

(2014)
hänssler

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Ludwig van Beethoven - Streichquartette Op. 18/2, Op. 18/4 & Op. 95 "Quartetto Serioso"

Moderner, klangschöner, lyrischer Beethoven vom Minetti Quartett aus Österreich

von Rainer Aschemeier  •  4. April 2014
Katalog-Nr.: CD 98.029 / EAN: 4010276026655

Junge, schöne Menschen in makelloser, unberührter Natur. Kann das ein gutes Album sein?
Oweia! So weit sind wir also schon gekommen! Einschlägige Majorlabels haben uns eben Mores gelehrt und die Optik der Künstler zu oft über deren musikalisches Talent gestellt.

Deswegen fühlt man sich gleich in der Defensive, wenn man heutzutage jemandem erzählen soll, dass ein Quartettensemble aus zwei bildhübschen Damen und zwei ebenso attraktiven Herren einfach gut, wirklich gut auch auf künstlerischem Gebiet ist. Das Minetti Quartett wurde zudem von der Fachpresse als das „Musikwunder aus Österreich“ tituliert, und auch bei solchen Ankündigungen ahnt der Experte meistens Schlimmes, denn allzu oft sind die vielen ausgelobten „Musikwunder“ unserer Tage nicht viel mehr als der Nachhall effektreich betriebener Marketingmaschinerie.

Ich persönlich kann jedem nur raten, dem Minetti Quartett eine Chance zu geben. Bereits deren Mendelssohn-Album hatte für einiges Aufsehen gesorgt, und das ganz zurecht. Selten in den letzten Jahren hatte man Mendelssohn klangschöner und phrasierungssicherer gehört, als vom Minetti Quartett. Da käme einem höchstens noch das Mandelring Quartett mit seinem Mendelssohn-Projekt in den Sinn.

Nun wagen sich die Damen und Herren vom Minetti Quartett an die Königsklasse der Streichquartettinterpretation: Beethoven!
Wumms! Da steht der Name wie ein Monolith. Jeder denkt erst einmal tüchtig an das Alban Berg Quartett oder an das Gewandhaus-Quartett, denkt an alte Männer, die jahrzehntelang gegrübelt haben, bevor sie sich wagten, Beethovens Streichquartette überhaupt zu spielen, geschweige denn aufzunehmen. Nun sollen es also vier junge Musiker aus Österreich richten?

Nun, es ist vielleicht gerade von Vorteil, dass es sich beim Minetti Quartett um junge Leute handelt, offenbar ziemlich frei von Allüren und mit hörbarer Freude an der Musik. Und eben das ist das Besondere an diesem Ensemble: Hier spielen tatsächlich vier Musiker mit klanglich gut aufeinander abgestimmten Instrumenten und einer gemeinsamen Vision wie aus einem Guss. Allzu oft hören sich auch professionelle Streichquartettgruppen wie vier Leute an, die sich zufällig zum Musik machen getroffen haben: Nicht miteinander, sondern nebeneinander wird da musiziert.

Das Minetti Quartett überzeugt durch sein dezidiertes Miteinander. Hier spielen Musiker, die aufeinander hören und miteinander atmen. Es ist selten geworden, so hingebungsvolle, eingeschworene Interpretationen zu hören, wie wir sie bislang von den Minettis auf CD serviert bekamen.
In Sachen Beethoven schlägt sich das Ensemble aus Österreich ebenfalls prächtig. Besonders gut gefällt mir, dass die Musiker ihren besonders schönen, tendenziell lyrischen Ensembleklang nicht zugunsten vordergründiger „Musikrevolutionär“-Attitüden abgelegt haben, die der Musik Beethovens in den letzten Jahrzehnten eh schon viel zu häufig angeheftet wurden. Hier darf Beethovens Musik emotional und poetisch sein, hier darf sie auch einfach musikalisch sein, fließen, aufgehen wie ein Hefekuchen, blubbern, ekstatisch in sich zusammenstürzen, leise sein und brüllend laut. Das alles von einem Quartettensemble, das manchmal so „miteinander“ und exakt klingt, als wäre es eine Punktschallquelle.
Ich gebe gerne zu: Ich bin wirklich begeistert von den bisherigen CD-Aufnahmen des Minetti-Quartetts, und ich hoffe wirklich, dass dieses zukunftsweisende Quartett, das sich alten Tugenden nicht verschließt, die Zukunft der Streichquartettinterpretation auf breiter Front verkörpern möge!

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