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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

G. Meyerbeer - Ballettmusik aus den Opern
Barcelona Symphony Orchestra - M. Nesterowicz

(2014)
Naxos

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Giacomo Meyerbeer - Ballettmusik aus den Opern

Light Classical mit Ehrenplatz

von Rainer Aschemeier  •  9. April 2014
Katalog-Nr.: 8.573076 / EAN: 747313307678

Wer „grand opéra“ sagt, meint in aller Regel „Giacomo Meyerbeer“. Der Deutsche Jakob Meyer Beer, der 1815 nach Italien auswanderte – wo er dann zum „Giacomo“ wurde – und schließlich ab etwa 1830 die Pariser Oper im Sturm eroberte, ist bis heute für seine Oper „Robert le diable“ bekannt.
Dieses Stück begründete praktisch im Alleingang eine neue Operntradition in Frankreich und sorgte bei niemand Geringerem als Richard Wagner für wegweisende Inspirationen. Oder weniger nett formuliert: Bei keinem anderen Komponisten (noch nicht einmal bei Berlioz) hat sich Wagner offenherziger bedient als bei Meyerbeer.
Nach vollzogenem Raubzug hat Wagner dann sehr uncharmant über Meyerbeer geschrieben und ihn – ganz ähnlich wie im Fall Mendelssohn Bartholdy – so nachhaltig in Misskredit gebracht, dass man noch heute auf Ressentiments trifft, wenn der Name Meyerbeer fällt.

Nun gut, Meyerbeers Opern sind in der italienischen Tradition verwurzelt, die im 19. Jahrhundert ihr Heil eher in kantablen Melodien als im großen Kunstanspruch gesucht hat. Dennoch muss jeder, der mit offenen Ohren durch die Welt geht, hören, dass der Mann, der die auf dieser CD zu hörende zauberhafte Ballettmusik geschrieben hat, ein lupenreiner Könner war. Mit manchem instrumentatorischen und kompositorischen Kunstgriff wird hier melodieschöne und sehr effektreiche Musik produziert, die weder den Verdi-Fan vergrätzen wird noch den „Wagnerianer“.
Man muss schon etwas Spaß an Effekt und „Tschingderassa“ haben, um das gut zu finden. Aber diese wirklich gut gemachte Musik besteht auch objektivere Check-Ups mühelos.

Das Sinfonieorchester aus Barcelona hatte schon mit seiner letzten, ganz ähnlich gelagerten, CD mit Ballettmusiken der Opern Jules Massenets gezeigt, dass es zu den hochklassigen Ensembles in Europa gehört und eigentlich breitere Beachtung verdient hätte.
Während die Massenet-CD unter den üblichen hyperaktiven Grillen des Dirigats von Patrick Gallois litt, versteht es der junge Dirigent Michał Nesterowicz bei diesem Meyerbeer-Programm gekonnt Akzente zu setzen. Mich beeindruckt vor allem die feine Beherrschung der Orchesterdynamik und die insgesamt erfreulich musikalische Phrasierung. Hier ist einer, der diese Musik einfach nur kantabel, heiter und prachtvoll haben möchte. Und das schafft er auch.

Fazit: Eine alles in allem sehr empfehlenswerte CD, die ich persönlich gerade noch im „Leichte Klassik“-Sektor verorten würde, wo dieser Musik dann allerdings ein Ehrenplatz gebührt. Interpretation, Sound, Kompositionen: Einfach alles an dieser Scheibe kommt irgendwie so frisch und nett rüber, dass man hier eigentlich gar nichts kritisieren möchte. Ich würde sagen: Genau so sollte diese Musik klingen. Sehr schön!

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