Elliott Carter - Streichquartette Nr. 1-5Nun ebenfalls "komplett": Die etablierte Gesamtaufnahme des Juilliard Quartets, nun auch mit dem fünften Streichquartettvon Rainer Aschemeier • 4. April 2014
Elliott Carter gilt heute, nach seinem Tod, als einer der wichtigsten Komponisten des 20. Jahrhunderts. Noch vor 15 Jahren war Carter hierzulande fast unbekannt. Das hat viele Musikkenner dazu verleitet, in Carter einen typischen Fall der Sorte „Man muss nur alt genug werden, um schlussendlich berühmt zu sein“ zu sehen. Nun ja, Elliott Carter ist mit einem Lebensalter von zuletzt 104 Jahren einer der zweifellos „dienstältesten“ Komponisten in der Musikgeschichte gewesen. Doch die wesentlichen Preise seiner Karriere, nämlich gleich zweimal den Pulitzerpreis sowie die National Medal of Arts erhielt Carter, als er mitten im Leben stand, zwischen den 1960er- bis 80er-Jahren. Seine Streichquartette sind eine Domäne des Julliard Quartets, das sich – immerhin einst gegründet von William Schuman, einer Vorbildfigur der US-Musikmoderne – schon historisch bedingt ganz besonders der Aufführung von Werken US-amerikanischer Komponisten verpflichtet fühlt. Sony Classical hat sich für den konsequenten Weg entschieden, und hat nun auch das fünfte Streichquartett vom Juilliard String Quartet einspielen lassen, sodass mit dieser neuen Edition eine Art von „aktualisierter“ Gesamteinspielung vorliegt: Vier Quartette sind (in sehr sehr gutem Sound) 1990 und 1991 eingespielt worden, und das fünfte in einem noch etwas natürlicheren und transparenteren Klangbild im April 2013. Letzten Endes bleibt alles eine Geschmacksfrage: Lässt man sich auf die sperrige Musik Elliott Carters ein, die ganz ohne Frage zum komplexesten und sprödesten Musikgenuss zu zählen ist, den man sich im 21. Jh. auf den Plattenteller holen kann? Und dann folgt die zweite Frage: Wie hätte man es denn gern? Saftig und kraftvoll vom Pacifica Quartet oder schlank und elegant in der Juilliard-Lesart? Ich plädiere dafür, sich beide Versionen anzuschaffen, die übrigens beide unter der „Observation“ des Komponisten standen. Selten sind Interpretationsvergleiche lohnender, als bei diesen spannenden, offenbar sehr individuell auslegbaren Stücken. |
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