G. Gershwin - Porgy and Bess (2014)
• • George Gershwin - Porgy and BessAugen auf, Ohren zu! Porgy and Bess aus San Francisco - ein Drama der besonderen Artvon Rainer Aschemeier • 27. März 2014
Es ist eine Hochglanzproduktion sondergleichen, und noch eine Marktnovität dazu: Gershwins „Porgy and Bess“ in der luxuriös-opulenten Inszenierung Francesca Zambellos erscheint nun erstmals überhaupt auf DVD und Blu-ray. Legt man die Scheiblette in den Player, ist man sofort gefangengenommen von den faszinierenden Bühnenbauten, die einen historisch in die USA des frühen 20. Jahrhunderts beamen. Doch die Opernhandlung ist ja weithin bekannt. Besonders an dieser Aufnahme sind die absolut herausragenden sängerischen und vor allem schauspielerischen Leistungen der Mitwirkenden, darunter (luxuriös prominent besetzt) Eric Owens als Porgy und Laquita Mitchell als Bess. Mit dieser Crew wird die Oper zum Krimischauplatz, die Gershwin-Oper wird zum äußerst spannenden Genrestück. So weit die guten Nachrichten. Es gibt aber auch schlechte. Warum hat der Kunde diese Blu-ray erworben und nicht irgendeinen Südstaatenspielfilm? Richtig, wegen der Musik. Folgendes ist passiert: Man hat eine Oper live aufgenommen, das ursprünglich höchstwahrscheinlich aufgrund der Live-Aufnahmesituation mit einigen Dynamikschwankungen behaftete Tonmaterial erschreckend lieblos und ziemlich radikal durch den Kompressor geschickt und das dann wahrscheinlich schon völlig verhunzte klangliche Ergebnis noch lautstärkemäßig so „normalisiert“ – sprich: aufgeblasen –, dass sowohl Sänger als auch Orchester in den vielen lauteren Momenten dieser Oper nah am Clipping oder sogar darüber sind. Das heißt im Klartext: Der Klang dieser Produktion ist in meinen Augen keine professionelle Qualität. Hätte man diesem vorzüglichen Opernereignis auf Blu-ray nur einen einzigen qualifizierten Tonmann gegönnt und sich dafür vielleicht einen von den gefühlt 40 Kameraleuten gespart, wäre diese Blu-ray eine warme Empfehlung für jeden Opernfreund. Der Slogan des Labels EuroArts „Listen with your Eyes“ ist deshalb nicht nur eine ungelenke Phrase, die unfreiwillige Komik versprüht, sondern bei dieser DVD-/Blu-ray-Produktion steht der Satz auch als eine Art von „Mahnmal“: Kaum ist ein HD-Bild dabei, meint die Produktionsfirma, dass der Käufer brav die Ohren ausschaltet, wenn nur das Bühnensetting opulent und das HD-Bild scharf genug ist. Denn auch wenn man beim Lesen der Tageszeitungsfeuilletons manchmal einen anderen Eindruck bekommen könnte: Die Optik ist sekundär! Bei Oper geht es in allererster Linie um Musik, um musikalische Interpretation. Und somit sollte dort immer der Hauptfokus der Aufmerksamkeit liegen, auch bei Bildaufnahmen. Während das qualitätsbewusste Konsumenten schon lange wissen, kratzen sich die Produzenten seit Jahren am Kopf und fragen sich, wie sie mehr Leute zum Kauf ihrer optisch regelmäßig neue Rekorde brechenden Operninszenierungen bewegen könnten. Die Antwort darauf sind klanglich so hanebüchen gemasterte Exemplare wie diese neue Porgy-and-Bess-Einspielung, die ein typischer Fall von „es hätte so schön sein können, wenn…“ ist. Und solche Fälle bleiben einem im Leben eben besonders nachhaltig im Gedächtnis. Besonders dann, wenn der Kunde den doppelten oder fast dreifachen Preis einer handelsüblichen CD-Produktion dafür berappen soll. |
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