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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Th. Adès & J. Sibelius - Violinkonzerte
Royal Liverpool Phiharmonic Orchestra - H. Lintu, A. Hadelich (Violine)

(2014)
Avie

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Thomas Adès & Jean Sibelius - Violinkonzerte

Im Bann der Violinkonzerte

von Ulrich Hermann  •  13. März 2014
Katalog-Nr.: 2276

Selten hat mich eine CD vom ersten Ton an so in den Bann geschlagen wie diese. Was Augustin Hadelich und der finnische Dirigent Hannu Lintu mit dem 2005 entstandenen Violinkonzert „Concentric Paths“ des 1971 geborenen englischen Komponisten Thomas Adès an Intensität und bezwingender Klanglichkeit entstehen lassen, ist atemberaubend. Es ist die zweite Aufnahme dieses Konzerts – die erste dirigierte der Komponist selber.
Und sicher wird diese Komposition den Weg ins Repertoire finden, auch wenn sie – so Hadelichs Worte im sehr informativen Booklet (wo er beschreibt, wie schön es ist, wenn man sich mit dem Komponisten selber über dessen Intentionen beraten kann) – verdammt schwierig und anstrengend zu spielen ist. Aber die Weiterführung in den musikalischen Ideen, in diesem Fall vom Sibelius’schen Violinkonzert op. 47 aus dem Jahr 1904 bis zum 101 Jahre später entstandenen Werk von Thomas Adès ist so zwingend wie etwa die von Bach zu Anders Eliasson.

Wie unglaublich das doch scheinbar sooo bekannte Geigenstück von Sibelius ist, macht die vorliegende CD spannend und überzeugend deutlich. Vor Jahren hörte ich live ein Konzert mit dem äußerst jungen Ingolf Turban und Sergiu Celibidache im Münchner Gasteig, kann mich aber nicht erinnern, dass mir die Aufführung – abgesehen vom Live-Charakter selbstverständlich – mehr Eindruck gemacht hat als die von Hadelich und Lintu.

Besonders der zweite Satz gehört zum absolut schönsten meiner Musikerlebnisse. Mit welch einer Gelassenheit sich das Adagio di molto entfaltet, ist einfach nur bewundernswert.

Seit mir Hans Jürgen von der Wense mit seinem Urteil über Sibelius völlig neue Türen zur Musik – besonders der späteren und letzten – geöffnet hat, weiß ich, wie vorurteilsbeladen und zeitbezogen Adornos apodiktische Feststellungen zu Sibelius’ Musik waren und sind. Und diese CD schafft ein Übriges, nicht nur die Musik von Sibelius, sondern gerade auch in der Gegenüberstellung und Parallelität zu Adès Konzert die Zeitlosigkeit genialer Kunst überhaupt zu offenbaren, sei sie alt, neu, klassisch oder sehr modern.

Es kommt mir so vor, als wäre die Musik gerade mit solchen Kompositionen wie von Thomas Adès oder John Herbert Foulds oder eben auch Anders Eliasson auf einem wundervollen, sehr utopischen Weg, der weit in die Zukunft weist und weit über das hinausgeht, was heutzutage oft unter „musica viva“ verstanden wird – oft genug eine „musica mortua“.

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