Go to content Go to navigation Go to search

The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

H. Pfitzner - Die drei Cellokonzerte
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin - S. Weigle; Alban Gerhardt (Cello), Gergana Gergova (Violine)

(2014)
hyperion / Vertrieb: note1

• •

Hans Pfitzner - Die drei Cellokonzerte

Die Unrühmliche Ausnahme von der Regel

von Rainer Aschemeier  •  9. März 2014
Katalog-Nr.: CDA67906 / EAN: 034571179063

In der normalerweise vorbildlichen Reihe „The Romantic Cello Concerto“ erscheinen bei hyperion immer wieder herrliche Repertoirebereicherungen, die Seltenheiten oder gar Raritäten des romantischen Violoncello-Repertoires in überwiegend qualitätvollen Aufnahmen erstmals oder wieder auf Tonträger verfügbar machen.

Nun hat zumeist jede Regel auch ihre Ausnahme, und so ist dieses neue Album in der oben erwähnten Reihe in jeder Hinsicht eine Ausnahme: Es ist ausnahmsweise mal ein Album, das keine Raritäten beinhaltet, sondern Hauptwerke des deutschen Cellokonzert-Repertoires an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Es ist zudem ein noch nicht einmal seltenes Repertoire, denn von Pfitzners fabelhaften Cellokonzerten existieren und existierten durchaus einige – zum Teil hervorragende – Einspielungen.
Am gewichtigste dürfte jedoch sein: Dieses Album in der Reihe ist ausnahmsweise mal kein besonders gutes. Und gerade das überrascht. Hat man doch zumindest auf dem Papier mit dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin unter Sebastian Weigle und vor allem mit dem Cello-Solisten Alban Gerhardt einiges in die Waagschale geworfen, um wieder eine Aufnahme offerieren zu können, die qualitativ höchsten Ansprüchen genügen sollte.

Das ist aber nicht der Fall: Die Phrasierung ist (mindestens beim a-Moll-Konzert aber teilweise auch bei den anderen Stücken auf diesem Album) durchgehend verwässert und unausgeglichen, alles plätschert irgendwie recht strukturlos vor sich hin, was sogar so weit geht, dass man manche Sätze hier gar nicht verstehen kann, weil ihr Sinnzusammenhang sich in dieser Einspielung gar nicht erschließt. Auch Alban Gerhardt hatte bei dieser Aufnahme nicht immer seinen besten Tag: Mit kleineren technischen Patzern und vor allem mit einigen frappierenden Intonationsunreinheiten fällt Gerhardt bei dieser Aufnahme streckenweise richtiggehend negativ auf.

Dazu kommt, dass auch der normalerweise erstklassige britische Tonmeister Simon Eadon (tätig unter anderem für RCA, DECCA und eben hyperion) bei dieser Aufnahme hier ebenfalls ausnahmsweise mal nicht alles im Griff gehabt zu haben scheint. So ist das Cello unnatürlich nah eingefangen worden, wirkt gar so, als spielte es in einer ganz anderen räumlichen Umgebung als das Orchester, will klanglich mit dem Ensemble keine harmonische, natürliche Kongruenz bilden.

Was soll man dazu also sagen?
So gerne ich etwas anderes schreiben würde, doch diese Einspielung gehört nicht zu den Sternstunden der Interpretationsgeschichte. Am besten offenbart sich das im Vergleich mit der erstklassigen Aufnahme der Bamberger Symphoniker unter der Leitung des absolut souveränen Werner Andreas Albert mit dem fantastischen, bei den Pfitzner-Konzerten durchweg makellos aufspielenden David Geringas auf cpo. Das ist eine erfüllte, hervorragend phrasierte, klug durchdachte und äußerst poetische Einspielung, die somit auch bis auf Weiteres die jüngere Referenzklasse für dieses Repertoire beanspruchen darf – dies zumal auch deswegen, weil dort in der Aufnahme aus dem Jahr 1992 ein erstklassiger, zeitlos gelungener HiFi-Sound geboten wurde.

Für hyperions Pfitzner-Cellokonzerte gilt das alles leider nicht. Sehr schade! Hier hätte man doch offen gesagt mehr erwartet… viel mehr!

Stöbern

Verwandte / ähnliche Artikel:

Archiv

Alle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich.