Go to content Go to navigation Go to search

The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

J. N. Hummel - Mozarts Sinfonien Nr. 38, 39 und 40 für Flöte, Klavier, Violine und Cello
U. Grodd (Flöte), F. Eichhorn (Violine), M. Rummel (Cello) & R. Krüger (Klavier)

(2014)
Naxos

• • • • •

Johann Nepomuk Hummel - Mozarts Sinfonien Nr. 38, 39 und 40 für Flöte, Klavier, Violine und Cello

Beglückende Interpretationen von schier genialen Sinfonie-Bearbeitungen!

von Rainer Aschemeier  •  3. März 2014
Katalog-Nr.: 8.572841 / EAN: 747313284177

Uwe Grodd gehört schon seit Jahrzehnten zum festen „Inventar“ des Naxos-Labels. Vor allem als Dirigent hat er dort tolle Einspielungen vorgelegt, insbesondere von Werken der Wiener Klassiker. Viele wissen gar nicht, dass Grodd auch als Flötist tätig ist, obwohl er einst in Mainz Flöte und Dirigieren gleichzeitig studierte und bis heute gleichberechtigte Karrieren als Solist und Dirigent verfolgt.

Viele Alben mit seiner Beteiligung gehören zu den ausgesprochenen Tipps im Naxos-Katalog. Sein neuestes Album aber ist ein regelrechter Coup!
Johann Nepomuk Hummel war der einzige Schüler Mozarts, dem nach seiner „Lehre“ beim Wiener Meister eine erfolgreiche Solisten- und Komponistenlaufbahn beschieden war. Er war Haydns persönliche erste Wahl, als der greise Komponist einen Nachfolger für sich selbst am Hof der Esterházys vorschlagen sollte. Er studierte nach Mozarts Tod auch noch bei Salieri und war im Rahmen einer problematischen, von Konkurrenzgebaren belasteten Freundschaft auch eng mit Beethoven verbandelt.
Wow! Warum nur ist Hummels Musik dann nicht längst viel bekannter, verbreiteter? Schließlich gibt es auch etliche Einspielungen von seinen Werken.

Nun, das liegt wohl auch daran, dass Hummel sich selbst in seiner Mozart-Nachfolge ganz genügte (ähnlich wie etwa Ferdinand Ries bis zuletzt eigentlich vor allem ein Beethoven-Nacheiferer blieb). Hummel trieb die musikalischen Genres seiner Zeit nicht wegweisend voran und er schien auch keinerlei Interesse daran zu haben, als Revolutionär der Musikwelt zu gelten.
Und so haben wir bis heute von Johann Nepomuk Hummel vor allem eines überliefert bekommen: Einfach herrlich schöne Musik, jedoch ohne das gewisse „Etwas“, was wir – in oft engstirniger Verwöhntheit und in ebenso oft unangebrachtem Anspruchsdenken – von den Komponisten der Mozart-Nachfahrenschaft heute geradezu erwarten.

Dieses neue Naxos-Album zeigt, was für ein Könner Johann Nepomuk Hummel war. Und das wird nirgendwo deutlicher, als bei diesen Bearbeitungen dreier großer, später Mozart-Sinfonien, die gemeinhin als Meisterwerke der klassischen Musik insgesamt gelten. Hummel hat hier unter Beweis gestellt, was für ein Instrumentationsgenie er war. Er hat auch unter Beweis gestellt, zu welchen verblüffenden Kunstgriffen er fähig war, um ein aus nur vier Musikern bestehendes Kammerensemble so vollmundig klingen zu lassen, als sei es ein veritables Kammerorchester.
Dass Hummel hierbei auch schon mal in Mozarts Notensubstanz eingriff und hier und da kleine Änderungen und eigene Akzente anbrachte, zeugt weniger von fehlendem Respekt als vielmehr von erstaunlicher Meisterschaft und auch einigem „Mumm“. Denn wer jemals eine „Bearbeitung“ gehört hat, die sich ohne kluges kompositorisches Zutun auf die reine Reduktion der Besetzungsgröße beschränkt, der weiß, wie farblos solche Transkriptionen klingen können.
Ganz anders ist das hier: Hummel hat die Strahlkraft und die visionäre Aura von Mozarts Sinfonien beibehalten können, indem er die Werke weniger transkribiert als vielmehr „übersetzt“ hat auf eine Besetzung aus Flöte, Violine, Violoncello und Klavier.
Wer das für eine „leichte Übung“ hält, der weiß nichts, aber auch gar nichts über die immensen Anforderungen guter Instrumentierung und respektvoller Musikinterpretation.

Und so macht dieses Album, vielleicht sogar mehr als Einspielungen von Hummels eigenen Kompositionen, deutlich, mit welcher genialen Könnerschaft wir es hier zu tun haben. Doch solche Könnerschaft verlangt auch nach kongenialer Interpretation.
Mit Uwe Grodd (Flöte), Friedemann Eichhorn (Geige), Martin Rummel (Violoncello) und Roland Krüger (Klavier) hat sich hier ein Quartett zusammengefunden, dass diese Musik absolut begeisternd interpretiert: Hier zählt nicht nur spieltechnische Perfektion, sondern vor allem das nur noch selten zu hörende „empfundene“ Spiel. Und so kann es diese Einspielung jederzeit mit jeder wirklich guten Orchesterinterpretation aufnehmen und schneidet sicher gut dabei ab.

Da Tonmeister Erich Pintar diesem Album auch noch einen richtig guten Aufnahmeklang auf den Leib geschneidert hat, wage ich es zu hoffen, dass wir von dieser formidablen Mannschaft im Nachgang zu diesem Spitzenalbum hoffentlich auch noch die anderen Mozart-Bearbeitungen Hummels zu hören bekommen werden. Da gäbe es etwa noch die Transkription der „Jupiter“-Sinfonie für die gleiche Besetzung wie hier zu hören sowie auch einige Klavierkonzertbearbeitungen für Kammermusikensembles. Ich gebe zu: Allein schon den Gedanken daran finde ich aufregend!

Stöbern

Verwandte / ähnliche Artikel:

Archiv

Alle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich.