J. G. Graun & C. H. Graun - Oboenkonzerte (2014)
• • • Johann Gottlieb Graun & Carl Heinrich Graun - OboenkonzerteVon Highlights und Lückenfüllern...von Ulrich Hermann • 1. März 2014
…Lass mich in deinen Partituren blättern. (Sie sind voll Händel, Graun und Tremolo.) Das Anhören der vorliegenden CD mit Werken von den Gebrüdern Graun – die genaue Zuordnung ist bis heute ungeklärt, wie das ausführliche Booklet mit dankenswerter Akribie darstellt – hinterlässt einen sehr zwiespältigen Eindruck: Vom wunderbar gespielten (erlebten) Concerto à 5 für Oboe, Streicher und B.c. in g-moll (CV: XIII: 144 mit den drei Sätzen Allegro, Andante und Allegro moderato, das für mich den Höhepunkt darstellt, bis zu absoluten Belanglosigkeiten, vor allem, wenn die sehr schön geblasene und klingende Oboe der Solistin Xenia Löffler fehlt, wie etwa dem Quartett in c-moll (CV:XIV:19) und dem Trio in h-moll (Cv: XV: 92). Nun darf man natürlich nicht vergessen, dass damals den Komponisten, vor allem, wenn sie bei Hof angestellt waren, ganz andere Aufgaben vorgegeben waren: Sie hatten vor allem Unterhaltungsmusik zum „Weghören“ bzw. zur Untermalung des „Gequatsches“ der hohen Damen und Herren zu liefern. Der Kunstaspekt war oftmals reine Nebensache. Und so hört sich eben sehr vieles der damaligen barocken Hofmusik ein wenig fad und langweilig an. Zur selben Zeit wie die vorliegende Musik entstanden eben auch J.S. Bachs „Brandenburgische Konzerte“, und wenn man das als Vergleich heranzieht, dann wird der gewaltige Unterschied zu den vorliegenden Kompositionen erschreckend deutlich. In dem Moment, wo die Solistin die Musik und die Wiedergabe anführt, was leider nicht bei allen Stücken der Fall ist, entfaltet sich die Musik in adäquater Weise. Auch die Tempi – allegro heisst eben nicht schnell oder gehetzt, sondern h e i t e r ! – sind dann so, dass das Hören Freude bereitet. Im anderen Fall wünscht man sich einen phänomenologisch erfahrenen Coach für die „Batzdorfer Hofkapelle“, der den Musikern erlebbar macht, dass das Staunen über die hervorgebrachten Noten, samt Höhepunkten und Abschwüngen zum Musizieren dazugehört und nicht nur die möglichst glatte Beherrschung der Instrumente. Sonst geschieht nämlich das beim Zuhören, was am wenigsten erwünscht ist: Man schaltet ab wie die damaligen hohen Herrschaften, wenn ihre angestellten Musiker wieder einmal aufspielten, sei’s zum Essen, sei’s zum „Parlieren“. Aber das liegt sicher nicht nur an der heutigen Ausbildung der Musiker (schneller, weiter, höher, vor allem aber: üben, üben, üben!), sondern auch an den teilweise mediokren Kompositionen der Gebrüder Graun und ihrer noch unbekannteren Zeitgenossen. Besonders die unzähligen langweiligen und voraussehbaren Sequenzierungen ermüden kolossal. Wobei dennoch die Entdeckung des gemeinsamen Musizierens lohnenswert ist, beispielsweise beim schon erwähnten Konzert für Oboe etc., wo sich unter der Führung der wirklich staunenswert gespielten Barock-Oboe von Xenia Löffler spannende Musik entfaltet, wo auch beim einen oder anderen Adagio-Satz der anderen Stücke sich der (barocke) Frust in Grenzen hält. Wobei ich ebenfalls bei dieser Produktion – wie bei vielen anderen – daran denken muss, dass Frau Musica sich eben letztendlich doch nicht festhalten lässt, und dass ich diese ganze CD am liebsten einmal leibhaftig „in statu nascendi“ erleben würde. |
StöbernVerwandte / ähnliche Artikel: ArchivAlle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich. |