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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

The Two Francescos
Peter Croton

(2013)
Carpe Diem / Vertrieb: Harmonia Mundi

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"The Two Francescos"

Musik aus einer anderen Zeit...

von Ulrich Hermann  •  10. Februar 2014
Katalog-Nr.: CD 16300 / EAN: 4 0323241630006

Aus dem frühen 16. Jahrhundert ist die Musik auf dieser CD.
Francesco Spinacino, über dessen Leben fast nichts bekannt ist, dessen Kompositionen aber 1507 in Venedig zu den am frühesten gedruckten überhaupt gehören. Und Francesco da Milano (1497-1543), dem auf seinem Instrument magische Fähigkeiten beim Spielen nachgesagt werden, dessen 14 Fantasien und Ricerari vom amerikanischen Lautenisten Peter Croton gespielt werden.

Wie weit entfernt und doch wieder leicht zugänglich diese „abstrakte“ Musik dem Hörer von heute ist, beweist die Ruhe, die sich beim Zuhören einstellt.
...und die ein Kriterium der Musik des vorindustriellen Zeitalters ist oder sein sollte: Kein Radio, Fernsehen, Internet oder ähnliche Ablenkungen vertrieben den Menschen von damals die Zeit, die sie hatten. Auch die Produktion gleichartiger Gegenstände war noch weitgehend unbekannt. Was auch für die Musik galt: keine Aufzeichnungsmöglichkeiten waren vorhanden; alles entstand beim Spielen und verging wieder.

So ist die Parallele zu Keith Jarrett’s Musik, die Croton in seinem ausführlichen und sehr informativen Beiheft zieht, nicht allzu weit hergeholt: Sein Spiel orientiert sich am Moment und am Entstehen dieser „magischen“ Musik in einer Schweizer Klosterkirche. Auch wenn deren Temperatur nie über 15 Grad Celsius stieg, ist die Lust Crotons an den Kompositionen der beiden Francescos deutlich zu vernehmen. Der Klang seines vom Englischen Lautenbaumeister Michael Lowe 1992 gebauten Instruments ist voll und ausgeglichen – von den Bässen bis zum Diskant.

Ob und wie die damaligen Lauten wirklich dem Ohr des Lauschenden geklungen haben, lässt Lowe offen, meint aber, sich so weit es heute möglich ist, angenähert zu haben. Mit einem Beitrag über den Musiker Croton selbst schließt das Booklet.
Wer die Muße hat oder sie sich nimmt, dieser Jahrhunderte zurückliegenden und doch so „modernen“ Musik zu lauschen, dem wird diese CD eine Offenbarung sein.

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