P. de Sarasate - Transkriptionen und Arrangements (2014)
• • • • • Pablo de Sarasate - Transkriptionen und ArrangementsTianwa Yang - nur ein Sarasate-Wunder?von Rainer Aschemeier • 8. Februar 2014
Transkriptionen sind schon immer fester Bestandteil des Repertoires von Komponisten der Klassischen Musik gewesen. Schon Johann Sebastian Bach hat sich Lieblingsviolinwerke seines venezianischen Kollegen Vivaldi vorgenommen, um aus ihnen Reizvolles für’s Cembalo zu konzipieren. Später hat unter anderem Wolfgang Amadeus Mozart diese Praxis aufgegriffen und Sonaten von Johann Sebastian Bachs Sohn Johann Christian Bach zu Klavierkonzerten umgearbeitet. Im 19. Jahrhundert aber ist die Praxis, bekannte und beliebte Werke anderer Komponisten für kleinere, salontaugliche Besetzungen zu konzipieren wie auch zu transkribieren, besonders ausgeprägt gewesen. Pablo de Sarasate war einer derjenigen, die viele solcher Transkriptionen angefertigt haben. Seine Bearbeitungen sind heute aber kaum noch bekannt. Dabei ist Sarasate einer der bekanntesten Geiger seiner Generation gewesen. Für Camille Saint-Saëns oder Édouard Lalo war Sarasate eine ähnliche Inspirationsquelle und ein ähnlicher interpretatorischer Modellathlet wie etwa Joseph Joachim für den Komponisten Johannes Brahms. Bis heute schrecken viele Geiger davor zurück, bestimmte Stücke von Sarasate einzuspielen. Sarasate ist einfach technisch sehr, sehr anspruchsvoll – selbst für die größten unter den Flitzefingern. Die chinesische Geigerin Tianwa Yang wurde jüngst von der Zeitschrift Fono Forum zum chinesischen Sarasate-Wunder ausgerufen. Das kann man freilich so stehen lassen, aber es ist auch ein inhaltlicher Kurzschluss. Wer so etwas sagt, ignoriert die bisherigen Yang-Einspielungen. Und die reichte schon vor ihrem Sarasate-Zyklus von der Hochromantik der Marke Mendelssohn-Bartholdy bis hin zu Neuer Musik vom Schlage Wolfgang Rihm. Tianwa Yang ist eine Geigerin, die ebenso vielfältig ihr Repertoire aufbaut, wie es anspruchsvoll zu sein scheint. Dabei tauchen bekannte Namen wie Frédéric Chopin, Georg Friedrich Händel, Johann Sebastian Bach oder Joachim Raff ebenso auf wie die Namen heute längst vergessener Komponisten wie etwa Jean-Baptiste Senaillé, Jean-Pierre Guignon oder auch Moritz Moszkowski, wobei letzter heute immerhin eine bescheidene Wiederentdeckung erlebt. Sarasates Musik ist nicht immer geschmackssicher. Das gilt schon für seine originären Werke. Für seine Transkriptionen gilt es in besonderem Maße. Seine Musik ist allerdings fast immer sehr unterhaltsam, zumindest vom virtuosen Standpunkt aus gesehen äußerst interessant, brillant gesetzt und im Endeffekt vor allem ein großer Spaß. Speziell dieser letzte Punkt gilt allerdings wohl vor allem für das Publikum. Denn diese sauschwierige Musik kann für den Interpreten im Fiasko enden. Man fragt sich, warum sich eine Interpretin wird Tianwa Yang, die wahrlich ein breiteres Forum finden könnte, um ihre außergewöhnliche Kunst der Violininterpretation zu präsentieren, sich ausgerechnet Sarasate ausgesucht hat. Diese Masochistenmusik, die Sarasate für sein Instrument geschrieben hat, und die vor allem ihm selbst auf’s Interpretenhändchen aufkomponiert wurde, diese Musik ist wahrlich eine Domäne für Spezialisten. Aus diesem Grund kann man den Kollegen von Fono Forum einerseits nur Recht geben: Ja, Tianwa Yang ist eine Sensation. Aber man muss Fono Forum ebenso auch widersprechen: Nein, Tianwa Yang ist nicht nur eine Sarasate-Sensation. Tanwa Yang ist als Interpretin, als musikalische Persönlichkeit an sich etwas so Außergewöhnliches, wie wir es im Violinbereich in den letzten Jahren nur ganz selten erlebt haben. Da dieses Album auch mit einem zeitgemäßen und schönen, transparenten Sound gesegnet ist, bleibt mir nichts mehr übrig, als hier zu postulieren, dass wir es mit einer rundum gelungenen Aufnahme zu tun haben. Schon wieder. Tianwa Yang ist auf dem Weg an die internationale Weltspitze, und wenn ihr Weg einer ist, der möglicherweise etwas länger dauert, so ist das für uns Hörer nur zu begrüßen. |
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