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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Spirit of Man
Bob Catley

(2006)
Frontiers Records

• •

Bob Catley - Spirit of Man

von Rainer Aschemeier  •  8. November 2006

Bei der Rezension des letzten Bob Catley-Soloalbums (s. frühere „The Listener“-Review) konnte man durchaus voll des Lobes sein. Das 2003er Album „When Empires Burn“ war ein echt guter Solostreich und stand somit den vorherigen CDs des blonden Briten in nichts nach. Mit dem neuen Album „Spirit of Man“ bekennt sich Bob Catley, der sonst bei den Veteranen von „Magnum“ gesanglich seine Brötchen verdient, wiederum zu seiner italienischen Plattenfirma „Frontiers Records“ und dürfte somit nun fast der dienstälteste Künstler auf diesem Label sein – mit insgesamt 5 verfügbaren Scheiben im Backkatalog.

Waren bis zum dritten Catley-Soloalbum „Middle Earth“ alle CD’s von Gary Hughes, Oberhaupt der britischen Melodicrocker „Ten“, geschrieben und produziert worden, änderte sich dies 2003. Für „When Empires Burn“ wurde erstmals Bob Catleys langjähriger Tourkeyboarder Paul Hodson als Songwriter und Producer verpflichtet. Das Ergebnis war damals schon etwas untypisch, weil deutlich härter und weniger episch als auf den ersten drei Bob Catley-CDs.

Auf „Spirit of Man“ setzt sich die Partnerschaft Catley/Hodson nun fort, was sich wieder musikalisch äußert. Beim neuen Album ist man nämlich noch einen Schritt weiter gegangen: Die Musik ist noch etwas zupackender und härter geworden, die Songs erinnern vom Stil her deutlich weniger an Catleys Hausband „Magnum“.

Das ist im Prinzip eine legitime Entwicklung. Ursprünglich war Catleys Soloprojekt als eine Art „Magnum“-Ersatz geplant, da die Band in den späten 1990ern bekanntlich eine Zeit lang nicht existierte; logisch, dass Gary Hughes seinerzeit versuchte, Bob Catleys Image klanglich wie optisch auf „Magnum“-Level zu hieven. Das ist seinerzeit auch ganz gut gelungen. Seit 2002 jedoch sind „Magnum“ wieder im Geschäft, entwickeln und prägen ihren Sound wieder selbst – und dies übrigens zuletzt mit einem beachtlich guten Album.

Es ist deshalb nur konsequent, dass Bob Catley sich als Solokünstler nun klanglich verändern möchte. Das neue Album „Spirit of Man“ erinnert z. B. gleich beim Opener „Heart of Stone“ frappierend an das legendäre „Futureworld“-Album der dänischen Metalheroen „Pretty Maids“. Alles, was danach folgt, klingt erstaunlich stark wie die alten 1980er „Dio“-Alben wobei wieder einmal auffällt, wie sehr sich die Stimmen von Bob Catley und Ronnie James Dio ähneln, sobald Herr Catley sich an härteres Material wagt. Alles in allem kann man zum ersten Mal in Bob Catleys langer Karriere behaupten, dass der Sänger ein veritables Heavy Metal-Album eingesungen hat. Jedenfalls ist „Spirit of Man“ deutlich näher am 80er Jahre-„Dio“-Sound angesiedelt, als am Sound der ersten drei Catley Solo-CDs.

Ob man das alles gut findet, bleibt jedem selbst überlassen. Auf „When Empires Burn“ zeichnete sich diese Entwicklung aber bereits ab. Nur ist beim neuen Silberling „Spirit of Man“ ein ganz objektives Problem zu beklagen: Die Songs lassen die kompositorische Substanz über weite Strecken ziemlich vermissen, begnügen sich mit ausdruckslosen Lari-fari-Refrains, gehen einfach nicht ins Ohr. Außer dem Opener „Heart of Stone“ und dem Midtempo-Powersong „Judgement Day“ ist kein einziger wirklich guter Track zu finden, was „Spirit of Man“ neben dem ebenfalls nicht umwerfenden 1999er Bob Catley-Album „Legends“, zum enttäuschendsten Album in der bisherigen Karriere des britischen Sängers macht.

Glücklicherweise hat man mittlerweile die Wahl, ob man sich die Luxusstimme von Bob Catley – die immer noch in hervorragendem Zustand ist – lieber per „Magnum“ gönnt, oder sich das jeweilige Soloalbum zulegt. Nach der Begutachtung von „Spirit of Man“ kann ich vom aktuellen Solooutput leider nur abraten. Fans von Bob Catley sollten lieber den Erwerb des tollen letzten „Magnum“-Albums „Brand New Morning“ aus dem Jahr 2004 in Betracht ziehen, das selbst mit den besten Werken der britischen Rocker gleichziehen kann.

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