R. Schumann - Novelletten Op. 8, Allegro Op. 8, Fantasiestücke Op. 111, Gesänge der Frühe Op. 133 (2013)
• • • Robert Schumann - Novelletten Op. 8, Allegro Op. 8, Fantasiestücke Op. 111, Gesänge der Frühe Op. 133Romantisches Repertoire in der Interpretation eines kühlen Analytikersvon Rainer Aschemeier • 20. Januar 2014
Es war einmal… ...Ende der 1980er-, Anfang der 1990er-Jahre. Da schossen plötzlich neue Independent-Klassik-Labels wie Pilze aus dem Boden. Sie fühlten sich getragen von einer nie dagewesenen Welle der Tonträgerverkäufe, die die seinerzeit noch relativ junge Compact Disc (CD) mit sich gebracht hatte. Vinyl-Schallplatten galten damals als mindestens so out, wie die Mono-Aufnahmetechnik in der Anfangsphase der Stereo-Zeit. Dass wir das heute alles ein wenig differenzierter betrachten… geschenkt! Wie dem auch sei, neben so illustren und überwiegend kurzlebigen Labels wie Conifer Classics, Collins Classics, Trax Classique oder Russian Disc gab es auch das britische Label Olympia. Dieses Label hatte zum Teil ganz hervorragende Künstler in seinem Programm und war auch programmatisch hoch interessant. Das junge Label Piano Classics, erst 2011 gegründet von Brilliant Classics-Chef Pieter van Winkel, hat nun tief in die Olympia Records-Archiv-Schatztruhe gegriffen und Schumann-Aufnahmen von Ronald Brautigam zutage gefördert, die dieser anno 1993 für das damals schon leicht angeschlagene britische Musiklabel aufgenommen hatte. Zu hören sind die Novelletten Op. 21, das Allegro Op. 8, die Fantasiestücke Op. 111 (also nicht die nach E.T.A. Hoffmann, sondern die späteren, drei jeweils unbetitelten Stücke, die Schumann ebenfalls als „Phantasiestücke“ bezeichnet hatte) sowie das Spätwerk „Gesänge der Frühe“ Op. 133, Schumanns letzte vollendete Klaviermusikkomposition. Ronald Brautigam beeindruckte schon damals durch seine Akkuratesse und Präzision. Auch in diesem zum Teil spieltechnisch enorm anspruchsvollen Schumann-Programm kann er vordergründig problemlos brillieren. Was mir persönlich nicht so gefällt: Brautigam spielt Schumanns Musik relativ kühl-distanziert. Stücke, die in anderen Interpretationen anderer Interpretationen echte „Reißer“ sind, bei denen man sich kaum auf dem Hörsessel halten kann, klingen unter Brautigams Händen erstaunlich emotional kühl, der lyrische Zugriff fehlt hier zuweilen fast völlig. Doch das dürfte vertraut klingen für die, die mit der Diskussion um andere Brautigam-Einspielungen vertraut sind. Die einen lieben seinen analytischen, blitzsauberen Stil, die anderen verdammen seine emotionale Distanziertheit. Die Wahrheit liegt wie immer irgendwo dazwischen. Das zeigt einmal mehr diese lange nicht erhältlich gewesen Schumann-Aufnahme. |
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