P. Hindemith - Musik für Violoncello (2014)
• • • Paul Hindemith - Musik für VioloncelloDas Debütalbum zweier "Prizewinner"von Rainer Aschemeier • 18. Januar 2014
In der „Laureate Series“ veröffentlicht Naxos schon seit Jahren die CD-Debüts junger Künstler, die man als „frischgebackene Preisträger“ bezeichnen kann. Bekanntlich ist die Klassikszene schon seit vielen Jahren vor allem ein durch Wettbewerbe geprägtes Geschäft. Wer einen der hoch dekorierten Preise ergattern kann, dem winkt mit einer gewiss höheren Wahrscheinlichkeit als denen, die ohne Preis gut sind eine internationale Solistenkarriere. Bedenkt man aber, wie viele Wettbewerbe und somit auch Preise es heutzutage gibt, so muss man sich nicht wundern, wenn es trotzdem nicht alle Preisträger auch zu Starruhm schaffen. Sébastien Hurtaud ist also so ein „Prizewinner“. Der französische Cellist hat – jeweils mit den höchsten Auszeichnungen – Studien an nicht weniger als fünf renommierten Musikhochschulen abgeschlossen (zwei in Paris, eine in Bologna, eine in Dallas und noch eine in Manchester). Dazu hat er schon drei Preise gewonnen, von denen 2009 sein Preis bei der Adam International Cello Competition (nennt sich heute New Zealand International Cello Competition) womöglich das bisherige Highlight sein dürfte. Hindemiths Schaffen für Cello und Klavier erstreckt sich zudem über mehrere Jahrzehnte, von 1914 bis 1948 und schafft somit einen wunderbaren Einblick in die verschiedenen Schaffensphasen des Meisters aus Hanau. Schlagartig wird es dann modern, mit den Variationen zu dem englischen Kinderlied „A frog he went a-courting“ (1941) sowie der wunderbaren Sonate für Solo-Cello (1922), in der Hindemith zum einen das Erbe Johann Sebastian Bachs reflektiert, zum anderen aber kratzbürstiges, eigenständiges und ziemlich radikal expressionistisches Meisterwerk geschaffen hat, das zu den wohl technisch anspruchsvollsten Kammermusikwerken gehört, die dieser große deutsche Komponist geschaffen hat. Kommen wir zur Interpretation: Sébastien Hurtaud ist technisch perfekt – keine Frage. So intonationsrein, wie er auf diesem Album selbst technisch schwierigste Passagen meistert, gibt es keinen Zweifel daran, dass er zumindest aus dieser Perspektive alle Preise dieser Welt wohlverdient hat. Kurz und gut: Das Debüt beider Musiker ist gelungen, wenngleich man nicht gleich von einer sensationellen Entdeckung schwärmen wird, wenn man es hört. Hindemiths Musik ist – wie immer – lohnenswert und spannend, wobei vor allem die fantastische Solo-Cello-Sonate auf diesem Album ein Ausrufezeichen setzt. Der Sound der CD ist in der dem Nimbus‘-Label gehörenden Konzerthalle von Wyastone Leys durch den renommierten Tonmeister Phil Rowlands aufgezeichnet worden. Mir persönlich ist auf dem resultierenden Album das Klavier etwas zu laut und insgesamt ist mir die Aufnahme zu wenig transparent. Alles in allem haben wir aber auch in dieser Hinsicht ein gutes Album, das sich in keinster Weise verstecken muss. |
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