K. Karajew - Ballettmusiken "Die sieben Schönheiten" und "Der Pfad des Donners" (2014)
• • • • • Kara Karajew - Ballettmusiken "Die sieben Schönheiten" und "Der Pfad des Donners"Politically correct? Auf jeden Fall "Musically correct"!von Rainer Aschemeier • 13. Januar 2014
Nun fühlt man sich ja immer gleich als Schelm, wenn man an was Böses denkt, aber bei der jüngsten Serie von Naxos-Veröffentlichungen mit aserbaidschanischer E-Musik kann ich mir einfach nicht helfen: Ob hier nicht in großem Stil Geld vom aserbaidschanischen Staat geflossen ist? Wir blicken zurück: Bereits 2011 hatte es bei Naxos eine hochinteressante, richtig tolle Neuerscheinung gegeben, nämlich ein Album mit aserbaidschanischen Klavierkonzerten. Schon damals fragte ich mich im Rahmen meiner Rezension dieses nach wie vor höchst empfehlenswerten Albums, wie es wohl kommt, dass man für dieses vergleichsweise abgelegene Repertoire das hoch dekorierte und ganz sicher nicht billig für CD-Aufnahmen zu habende Royal Philharmonic Orchestra engagieren konnte. Es erschien dann in der Folge eine CD mit der dritten Sinfonie des aserbaidschanischen Komponisten Kara Karajew sowie nun diese neue Karajew-CD mit auserlesener Ballettmusik – beide erneut mit den Spitzenleuten vom Royal Philharmonic. Ich kann mir das nur so erklären: Der Aserbaidschanische Staat versucht mit dieser Veröffentlichungsserie ein Spotlight auf die Musikkultur seines Landes zu setzen. Über welches Label könnte man das besser realisieren, als über Naxos – jene Firma mit dem bekanntermaßen größten und womöglich besten Vertriebsnetz der Klassikwelt? Zumindest bei den zurückliegenden beiden Releases mit Musik von Kara Karajew ist davon aber nicht auszugehen. Karajew ist einfach die logische Wahl, wenn jemand plant, eine CD-Reihe mit aserbaidschanischer E-Musik zusammenzustellen. Karajew ist für Aserbaidschan das, was etwa Sibelius für Finnland oder Vaughan Williams für England ist: Ein Komponist mit einem so starken Lokalkolorit und einer gleichzeitig so allgemein verbindlichen und qualitätvollen Musiksprache, dass er als „Nationalkomponist“ gelten darf. Lassen wir aber die musikopolitischen Erwägungen beiseite und hören einfach mal rein in die neueste CD mit den Ballettsuiten zu den Stücken „Die sieben Schönheiten“ sowie „Der Pfad des Donners“. Das ist nämlich sehr hörenswerte, klug gemachte Musik. Hörenswert ist sie, weil sie qualitätvoll strukturiert und komponiert ist, klug ist sie, weil sie hörbar einer Traditionslinie folgt, die bei Tschaikowsky ansetzt und den besten Qualitäten der russischen Ballettschule Reverenz erweist ohne den Anschein zu erwecken, sie beruhe auf bloßer Imitation oder sei ein belangloser Anachronismus. |
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