S. Rachmaninoff - Works for Orchestra and Choir (2013)
• • • • • Sergej Rachmaninoff - Works for Orchestra and ChoirDie sagenumwobenen Swetlanow-Referenzen - hier alle in einer handlichen Boxvon Rainer Aschemeier • 29. November 2013
Die sinfonische Musik von Sergej Rachmaninoff wird allzu gern ins „Kitsch-Fach“ gesteckt, was immer dann besonders unverständlich ist, wenn man einmal einen Interpretationsvergleich unternimmt. Zwar ist nicht auszuschließen, dass sich einige von Rachmaninoffs Werken dazu eignen, den Schmalztopf herauszuholen, aber meistens zeigt sich im Vergleich mehrerer Einspielungen, dass es die Interpreten sind, die Rachmaninoffs Musik in diese Ecke schubsen – weniger die Werke selber. Einer, der wusste, wie man Rachmaninoffs Musik hoch dramatisch gibt, der bei dieser Musik ein Orchester förmlich zum Bersten bringen konnte, der aber auch die leisesten, feinsten Nuancen zum Vorschein brachte, der Rachmaninoff so als dauernden Grenzgang interpretierte, dass man seine Musik plötzlich als existenzialistische Gratwanderung hören konnte, war Evgenij Swetlanow. Man höre etwa den phänomenalen Klimax in „Die Toteninsel“. Wer traut sich heute noch, ein Orchester derart brachial und brutal auf die Palme zu treiben? Und überhaupt, wie schön flüssig sind hier die „Ruderschläge“ Charons verwirklicht, wie frühlingshaft, impressionistisch und lind wirkt hier der Beginn von „der Fels“! Das ist ganz großes Kino, und noch besser wird es in den Sinfonien. Sweltlanow war ein großer Meister darin, musikalische Zusammenhänge hörbar zu machen. Wer Rachmaninoff als äußerstes Wagnis hören will, als kompletten Offenbarungseid, als ultimative Hingabe muss diese Swetlanow-Einspielungen gehört haben. Wenn man sich auch das eine oder andere Mal darüber streiten kann, ob man immer bis zum Alleräußersten hätte gehen müssen, ob manches hier nicht auch arg inszeniertes Drama ist, so kann man doch nicht umhin auch die unbestreitbar objektiven Vorzüge dieser Aufnahme zu loben. Wo ist etwa der Beginn der „Sinfonischen Tänze“ so punktgenau und exakt wie hier, wo sind diese Stücke ähnlich spritzig und geheimnisumwittert eingespielt? Als „Bonus“ zu den Sinfonien, Sinfonischen Tänzen und Tondichtungen gibt es noch ebenfalls sehr reizvolle Aufnahmen der Kantaten „Frühling“ und „Die Glocken“ sowie die selten eingespielten „Drei russischen Lieder“ in Einspielungen von Ewgenij Swetlanow und Dmitri Kitayenko. |
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