Johann Christian Bach - Klaviersonaten Op. 5Bart van Oort spielt die bekanntesten Werke des "Londoner Bach"von Rainer Aschemeier • 22. November 2013
Die sechs Sonaten Op. 5 von Johann Christian Bach gehören zweifellos zum Allerschönsten, was die Frühklassik zu bieten hat. Wir erinnern uns: Niemand Geringerer als der Jungspund Wolfgang Amadeus Mozart war so hingerissen von diesen Werken, dass er an ihrem Exempel seine ersten Klavierkonzerte erprobt hat (KV 107 sind direkte Umarbeitungen einiger der Bach-Sonaten Op. 5 für Klavier und Orchester). Vor ein paar Jahren hatte ich an dieser Stelle schon einmal die Op. 5-Sonaten besprechen dürfen, damals in einer etwas merkwürdigen Aufnahme der Alte Musik-Spezialistin Susan Alexander Max, die für ihre Einspielung unerklärlicherweise ein Clavichord benutzt hatte (Rezension siehe hier). Bei Brilliant Classics erscheint nun eine Neueinspielung dieser wunderschönen Werke, die diesmal – wohlweislich! – auf einem Fortepiano stattgefunden hat (ein Nachbau eines Instruments von 1795). Mit Bart van Oort hat man bei Brilliant Classics erneut seinen niederländischen Fachmann für Altes auf Tasten aus dem Hut gezaubert. Und wie immer, wenn das geschieht, darf man sich auf einen etwas spröden Ansatz gefasst machen. Bart van Oort ist ein äußerst korrekter Musiker, der zu den versiertesten Alte Musik-Pianisten überhaupt gehört. Gleichwohl: Wenn er spielt, sprühen nicht gerade die Funken der musikalischen Begeisterung. Seine Aufnahmen sind bislang noch immer grandios ausgeführte Paradebeispiele historisch informierter Aufführungspraxis gewesen. Sie sind aber nichts für lauschige Abende bei Kerzenschein. Das hat sich auch mit van Oorts neuem Album nicht geändert. Dieser Pianist fordert Aufmerksamkeit von seinen Hörern. Mit Gefühlsduselei hat er nichts am Hut. Gespielt wird das, was in den Noten steht. Mehr wäre zu viel verlangt. Stellen wir jedoch die Fakten nebeneinander: Bart van Oort macht auf diesem Album viel richtig. Er hat eindeutig das richtige Instrument für diese Musik, hatte mit Sylvia Berry die richtige Frau, um einen hochgradig informativen und gut lesbaren Booklet-Text zu schreiben ( nicht nur über J.C. Bach und seine Op. 5-Sonaten, sondern auch über die Instrumente aus Bachs Zeit, seinen Einfluss auf Mozart und die Musikwelt seiner Zeit insgesamt – ein großer Wurf!), mit Peter Arts einen hinlänglich erprobten, routinierten Tonmeister, der noch nie schlechte Qualität abgeliefert hat, eine interpretatorische Praxis, die diesen Stücken zumindest was die reine Werkausführung angeht vollkommen gerecht wird. Es fehlt am Ende „nur“ das „gewisse Etwas“. |
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