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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

L. Janáček - Streichquartette Nr. 1 & 2
Arcadia Quartet

(2013)
Orchid Classics

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Leoš Janáček - Streichquartette Nr. 1 & 2

Wer eine neue Referenzeinspielung sucht, sollte diese in Betracht ziehen

von Rainer Aschemeier  •  13. November 2013
Katalog-Nr.: ORC100036 / EAN: 5060189560363

Eine vorzügliche CD ist mir via Orchid Classics ins Haus geflattert, jenem Label, dem wir die mit Abstand beste CD des vorletzten Jahres zu verdanken hatten.

Das nun erschienene Album mit beiden Janáček-Streichquartetten von Orchid-Classics gibt erneut zu Begeisterung Anlass, auch wenn es diesmal vielleicht nicht zur „CD des Jahres“ reichen sollte.
Dass Janáčeks Streichquartette mit den Titeln „Kreutzersonate“ (nach der gleichnamigen Tolstoi-Novelle) und „Intime Briefe“ mit zum Besten gehören, was das Streichquartettrepertoire des 20. Jahrhunderts zu bieten hat, dürfte sich schon lange herumgesprochen haben. Janáčeks Quartette sind längst zu Repertoire-Dauerbrennern geworden – mit allen Vor- und Nachteilen.
Hört man nun diese vortreffliche CD des Arcadia Quartetts kann man nur sagen: Bislang haben (so scheint es) eher die Nachteile überwogen.
Es ist jedenfalls erschütternd, welche versteckten „Reserven“ das Arcadia Quartett aus diesem Werk noch herauszukitzeln versteht. Das „Kreutzersonate“-Quartett habe ich persönlich noch nie so nervenzerfetzend psychologisierend gehört. Hier ist der Wahnsinn wirklich Programm. Mut zur Häßlichkeit ist hier an der Tagesordnung – und das ist unumwunden positiv gemeint. Erst wenn, so wie hier, der Wahnsinn akustisch unvermittelt in hoch melodiöse Strukturen einbricht, wird das Programmatische dieses Quartetts wirklich deutlich.
Das Arcadia Quartett spielt unglaublich sensibel und phrasierungsbegabt.

Selten habe ich Janáčeks Quartette so „aus einem Guss“ gehört wie hier, selten mit so viel Anmut, mit so viel Inbrunst musiziert. Das Arcadia Quartett ist – zumindest in Sachen Janáček – für mich die derzeitige Speerspitze unter den europäischen Interpreten.

Das zeigt sich auch in den „Intimen Briefen“, die nicht nur inhaltlich und musikalisch ein Kontrastprogramm zum „Kreutzersonate“-Quartett darstellen, sondern auch stilistisch. Da, wo andere spröden Modernismus in den Vordergrund stellen, entdeckt das Arcadia Quartett eine unter der Oberfläche lodernde Spätromantik, die das Stück überhaupt erst logisch erscheinen lässt. Wie viel „verschlucken“ da andere Streichquartettensembles!

Mit einem zwar knochentrockenen aber vorzüglich ausbalancierten, hochgradig transparenten und vor allem schlüssigen Klangbild lässt diese Produktion auch an der HiFi-Front nichts zu wünschen übrig. Hervorragend!

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