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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

Forgotten Treasures Vol. 11 - Mandolinen-konzerte
Kölner Akademie - M. A. Willens; A. Torge (Mandoline)

(2013)
Ars Produktion / Vertrieb: note 1

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Forgotten Treasures Vol. 11 - Mandolinenkonzerte

Umstrittener Dirigent mit unbekannten Werken - Was kommt dabei heraus?

von Rainer Aschemeier  •  17. Oktober 2013

Beim Label Ars Produktion erschien in diesen Tagen eine ganz zauberhafte SACD mit quasi unbekannten Mandolinenkonzerten, die jedoch den bekannteren Vertretern ihrer Gattung – etwa jenen von Vivaldi – in nichts nachstehen. Dass dieses Album so ganz und gar toll werden würde, davon war nicht unbedingt auszugehen, denn immerhin haben wir es hier mit der Kölner Akademie unter der nicht unumstrittenen Leitung des US-amerikanischen Dirigenten Michael Alexander Willens zu tun.

Dieser hatte zusammen mit dem renommierten Pianisten Ronald Brautigam und eben der Kölner Akademie auf dem schwedischen BIS-Label die womöglich kratzbürstigsten Aufnahmen der Mozart-Klavierkonzerte vorgelegt, die in den letzten Jahren auf Tonträger erschienen sind. Von den Alte-Musik-Szeneanhängern gab es dafür viel Lob (wie es dorten ja oft den Anschein hat, dass besonders aus dem Rahmen fallende Interpretationen, sozusagen die unbedingt gewollte Abweichung von der Norm, besonders heftig umjubelt werden). Es gab aber auch einige (im Übrigen völlig berechtigte) Kritik an jenen Mozart-Aufnahmen, die mancher eher entstellt als interpretiert fand.

Dirigent Willens reagierte auf diese Kritik äußerst gereizt, was sogar so weit ging, dass er einem US-Kritiker E-Mails mit Unflätigkeiten zuschickte, wie etwa dem Rat, jener Kritiker „should rather jerk off at home than in public“.

Auch, wenn das nichts damit zu tun hat, ob jemamd gut oder schlecht Musik macht, so zeichnet das doch ein Bild von einem Orchesterleiter, zu dem sich jeder wohl seinen Teil denken wird.

Doch zurück zur hier vorliegenden CD. Ganz im Gegenteil zu den Mozart-Aufnahmen der Kölner Akademie passt hier die Winzbesetzung des Orchesters wie die Faust auf’s Auge. Auf diese Weise kann die Mandoline so gut wie jederzeit akustisch wahrgenommen werden, auch in den Tutti-Passagen. Das hat auch zu tun mit der – wie so oft – hervorragenden Tontechnik der Ars Produktion-Tonmeister, die jener der schwedischen Hifi-Ikone BIS jedenfalls in nichts nachsteht.

Des Weiteren verkneift sich Willens diesmal den kratzbürstigen Orchesterklang, den er bei seinen umstrittenen Mozartplatten noch so eifrig kultiviert hatte. Und so bleibt am Ende die Feststellung, dass die Kölner Akademie als Barockorchester noch die beste Figur macht, auch, wenn das Ensemble an sich fast alles in Angriff nimmt, bis hin zur Neuen Musik.

Manch Einer wird sich wünschen, dass ich hier auch zu den einzelnen Konzerten etwas schreibe, doch das wäre gar nicht so sehr sinnvoll. Wer kennt schon Komponisten wie Giovanni Hoffmann oder Emanuele Barbella? Dann gibt es noch ein anonymes Konzert, bei dem man sich im Booklet zur vorliegenden SACD darüber auslässt, ob es womöglich von Paisiello stammen könnte. Und als „bekanntesten“ Komponisten haben wir auf diesem Album den nun auch nicht unbedingt breitenwirksamen Giovanni Francesco Giuliani – nicht zu verwechseln übrigens mit dem vor allem für seine schönen Gitarrenkonzerte bekannt gewordenen Mauro Giuliani.
Kein Wunder, dass diese Veröffentlichung in der Ars Produktion-Reihe „Forgotten Treasures“ erscheint.

Namen sind auf diesem Album wahrlich Schall und Rauch, und die Musik ist – wie bereits erwähnt – typisch beschwingte italienische Barockmusik sowie Klassik in venezianischer und neapolitanischer Tradition – auch wenn der Komponist „Giovanni“ (Johann) Hoffmann höchstwahrscheinlich Österreicher gewesen sein dürfte.

Kurzum: Ein Album, dass man selbst gehört haben sollte. Es lohnt sich in jeder Hinsicht, nicht zuletzt auch wegen der hervorragenden Mandolinensolistin Anna Torge.

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