J. Haydn - Cellokonzerte Nr. 1 & 2 / J. Mysliveček - Cellokonzert C-Dur (2013)
• • • • • Joseph Haydn - Cellokonzerte Nr. 1 & 2 / Josef Mysliveček - Cellokonzert C-DurWendy Warners neuester Coupvon Rainer Aschemeier • 13. Oktober 2013
Haydns Cellokonzerte sind weltbekannt und liegen in so vielen grandiosen Einspielungen vor, dass es immer dieses „Wozu-also-brauchen-wir-davon-noch-eine-Einspielung“-Gefühl ist, was einen überkommt, wenn man diese Werke einmal wieder als Katalognovität bei einem Plattenlabel sieht. Wie sich jedoch zeigt, gibt es einfach immer wieder grandiose Interpreten und Interpretinnen, die durch ihre herausragende Musikerpersönlichkeit auch bei der zigsten Einspielung der Haydn-Konzerte noch etwas „zu sagen“ haben. Nun also Haydn. Erste Pflicht ist es da, sich selbst aus den eingefahrenen mitteleuropäischen Denkmaßstäben zu befreien und für sich selbst zu akzeptieren, dass Haydn weder pflichtmäßig vom Concentus Musicus kommen muss noch von der Academy of St Martin-in-the-Fields, um gut zu sein. Trotzdem gibt es so einen Impuls, wenn man auf dem Cover „Camerata Chicago“ liest, der einen im nächsten Moment im Plattenladen vielleicht doch lieber zu den „Etablierten“ greifen lässt. In Fall dieser hervorragenden Neueinspielung von Haydns zwei wunderschönen Cellokonzerten wäre aber jeder Griff, der nicht zu diesem Album führt, ein klarer Fehlgriff. Wendy Warner überzeugt erneut mit ihrem faszinierend individuellen, hoch persönlichen Vortrag und setzt mit ihrem samtig-dunklen Timbre Zeichen im Haydn-Lager, die man in dieser Weise nicht so häufig hört. Die Camerata Chicago erweist sich als vorzügliches Kammerorchester, das sicherlich keinen Deut schlechter eingeschätzt werden sollte, als etwa die sehr prominenten und hoch dekorierten Kanadier von „Les Violons du Roy“. Dirigent Drostan Hall findet den idealen Mittelweg zwischen flotten und gemäßigten Tempi, lässt vor allem seine Streicher hoch sensibel agieren, sodass man meint, sein Orchester sei zuweilen auf Samtpfoten unterwegs. Überhaupt ist die ausgeklügelte Dynamik das Highlight dieser CD. Da hierbei Solistin und Orchester Hand in Hand greifen, haben wir hier den seltenen Fall einer Aufnahme, die tatsächlich wirkt, wie aus einem Guss. Das ist sensationell gut, was die Camerata Chicago unter Drostan Hall hier aufbietet und kann mit den besten europäischen Kammerorchestern scheinbar mühelos mithalten. Man vergleiche diese fantastische Ausnahmemusikerin etwa einmal mit den Einspielungen dieser Werke durch die Starcellistin Sol Gabetta – und dann möge mir noch einmal jemand erklären, warum sich Gabetta im internationalen Rampenlicht sonnt, während Wendy Warner der ewige Geheimtipp des Cedille-Labels bleibt. Umgekehrt müsste es sein. Wie üblich bei Cedille-Records bekommt der Hörer dieses Albums auch noch einen vorzüglichen Sound serviert, der Cedille-typisch die „fetten“ Mitten und satten Tiefen besonders sahnig aus den Boxen schickt, während die Höhen eher durch edles Understatement glänzen – aber sie glänzen! Das ist Tonmeisterkunst auf hohem Niveau, und nur von wenigen Labels kann man sagen, dass sie einen derart wiedererkennbaren und überzeugenden Sound haben, wie Cedille aus Chicago. |
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