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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

B. Britten - Suiten für Solo-Cello
Jamie Walton

(2013)
Signum Classics / Vertrieb: note 1

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Benjamin Britten - Suiten für Solo-Cello

Jamie Walton spielt Britten kompromisslos modern

von Rainer Aschemeier  •  16. September 2013
Katalog-Nr.: SIGCD336 / EAN: 635212033623

Benjamin Brittens Suiten für Cello Solo sind in diesem Britten-Jubeljahr schon einige Male in Neueinspielungen auf CD erschienen. Der bislang prominenteste Herausforderer im Feld der diesjährig erschienenen Einspielungen war wohl Starcellist Alban Gerhardt auf dem hyperion-Label (erschienen im Januar; übrigens hatte Gerhardt die Britten-Suiten auch 2004 bereits für Oehms eingespielt.).

Nun gesellt sich mit Jamie Walton ein (zumindest in der anglophonen Welt) nicht minder namhafter Cellist dazu und legt beim britischen Signum-Label seine Fassung der Britten-Suiten vor. Letztere gehören mit zu den am höchsten geschätzten Werken für Solo-Cello und werden nicht selten in einem Atemzug mit den Suiten von Johann Sebastian Bach genannt, die Britten bei seiner Komposition unzweifelhaft Pate gestanden haben. Das merkt man nicht nur an der Musik selbst, die immer wieder Bezüge zu den Bach-Suiten aufzeigt, sondern schon an Satzbezeichnungen wie „Ciaccona“ in der zweiten Suite oder an der von Fugen und Variationen geprägten ersten Suite.

Jamie Walton nimmt Brittens Suiten konsequent modern und lässt sie gern auch mal etwas sperrig sein. Darin unterscheidet er sich durchaus von Alban Gerhardt, der mit seinem wesentlich sanfteren, geschmeidigeren Ton Brittens Suiten eher in Richtung Bach’scher Kontemplation rückt.

Jamie Walton kann das auch. Wir wissen das nicht zuletzt seit seinem letzten Album mit Schumann- und Dvořák-Konzerten. Und Walton ist, ebenso wie Gerhardt, ein absolut herausragender Cellist mit großem technischen Können und einer eigenen klanglichen Vision.
Die Unterschiede liegen hier also nicht im Vermögen, sondern im bewusst gewählten Ansatz. Und da ist Walton seinen Hörern gegenüber ziemlich kompromisslos. Britten ist bei ihm unzweifelhaft Modernist und Neutöner. Da wird nichts geglättet, nichts poliert. Jamie Walton bietet Britten mit reichlich Ecken und Kanten, an denen man sich stoßen kann.

Ich finde: Das ist aller Ehren wert. Ob jedoch gerade Brittens Cellosuiten mit ihrem „Blick zurück über die Schulter“ in die Vergangenheit der Musikgeschichte dazu am besten geeignet sind? Das möge jeder selbst entscheiden.

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