Youth Group - Casino Twilight Dogsvon Rainer Aschemeier • 24. Oktober 2006 Eine eher obskure CD-Veröffentlichung flatterte mir unlängst als „Hör-Dir-das-mal-an-Tipp“ auf den Tisch: „Casino Twilight Dogs“, zweites (oder drittes?) Album der australischen Band „Youth Group“. „Casino Twilight Dogs“ ist so ein Fall, bei dem es schwer fällt, eine objektive CD-Wertung abzugeben – einerseits ist die CD durchweg hörbar, gefällt teilweise richtig gut. Andererseits ist „Youth Group“ wieder eine dieser Bands, die sich quer durch die Rockgeschichte klauen. In der Tat ist der dritte Song des Albums mit dem Titel „Let it Go“ so ziemlich die allerdreisteste „Like A Rolling Stone“-Kopie, die ich je gehört habe. Während „Youth Group“ in Australien offenbar schon Kultstatus genießen, haben die vier Herren im Rest der Welt erst kürzlich vor allem durch ein – für meine Begriffe durchschnittlich originelles – „Alphaville“-Cover („Forever Young“) von sich reden gemacht. „Casino Twilight Dogs“, um es auf den Punkt zu bringen, klingt stellenweise wie eine ungewöhnliche Mischung aus Ryan Adams (Phasen „Love is Hell“ sowie „Cold Roses“), Beck (Phase „Seachange“) und „Placebo“. Letzterer Eindruck ist durch den Gesang von „Youth Group“-Fronter Toby Martin bedingt, der ein ums andere mal an Brian Molko von „Placebo“ erinnert. Die Melodien sind süßlich bis kitschig, die Arrangements dagegen sind bewusst rau gehalten, wohl um einen Kontrast zu schaffen und den eigenen Indie-Status zu halten. Ich sehe es bereits kommen, dass „Youth Group“ die nächsten großen Knüller der Indie-Rock-Szene werden – massentauglich genug ist ihr 3 ½-Minuten-Rock jedenfalls. Ich persönlich finde „Casino Twilight Dogs“ aber ehrlich gesagt nicht viel interessanter als z. B. das letzte „Keane“-Album (s. Review im „The Listener“-Archiv). Größere Entwicklungen erwarte ich von einer Band wie „Youth Group“ eigentlich auch nicht, sodass die CD über eine drei Punkte-Wertung nicht hinauskommt. „Casino Twilight Dogs“ ist wohl der typische Fall eines Albums, das man gern im Auto hört. In der heimischen Hifi-Anlage kriegt man dann aber zunehmend mit, wie einfach gestrickt die Band ihre kurzen Songs präsentiert, was zumindest mir schnell langweilig wurde. Irgendwie kann ich mich des Eindrucks auch nicht erwehren, dass diese Band vielleicht noch so etwa 4-5 Jahre in der Garage hätte rocken müssen, um wirklich gut zu werden. Warten wir ab, was aus „Youth Group“ in Zukunft werden wird. Megastar-Potenzial (dank Massengeschmack) ist jedenfalls vorhanden. |
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