S. Rachmaninoff - "Die Glocken" / Symphonische Tänze (2013)
• • • • • Sergej Rachmaninoff - "Die Glocken" / Symphonische TänzeEin klingender Beweis von Simon Rattles Dirigierkunst weiß unumwunden zu begeisternvon Rainer Aschemeier • 8. September 2013
Das allgemeine „Rattle-Bashing“ ist ja modern geworden. Leicht fällt es all zu vielen Schreibern Rattles Zusammenarbeit mit den Berliner Philharmonikern zu monieren, über seine Haydn-Einspielungen die Nase zu rümpfen und sich darüber zu amüsieren, dass Rattle inzwischen öfter Strawinskys „Sacre“ eingespielt haben dürfte, als der selige Karajan Beethovens Neunte. Sicher: Nicht alles war Gold, was unter Rattles Händen glänzte in der Berliner Tagespresse. Selbige hat für sich ja schon seit Langem eine geradezu verzweifelte Rattle-Verschossenheit beschlossen, sodass man, wenn man etwa in den „Tagesspiegel“ blickt, meinen könnte, Berlin sei eine Insel der Glückseligkeit inmitten eines Rattle-feindlichen Ozeans kruder Kulturkritik. Nun ist bekanntlich das altehrwürdige EMI Classics-Label in einer nie dagewesenen Aktion vom neuen Besitzer Warner Classics geschluckt worden, sodass das neueste Album von Sir Simon und seinen Berlinern schon nicht mehr bei der EMI erscheint, sondern bereits bei Warner. Rattle interpretiert auf dieser neuen CD Rachmaninoffs „Glocken“ sowie die „Symphonischen Tänze“. Vor allem Letztere können hier überzeugen und sind um einiges besser interpretiert, als Rattle das vor einigen Jahren schon einmal vom Stapel gelassen hatte. Sie beginnt bereits bei jenem berüchtigten Auftakt, den jeder Klavierschüler zu meistern imstande sein sollte und den trotzdem 80% aller Sinfonieorchester nicht sauber hinbekommen, selbst jene von höchstem Weltrang. Es geht weiter bei der Behandlung der Einzelstimmen, die bei den Symphonischen Tänzen so eminent wichtig ist, dass man sagen kann: Damit steht und fällt das ganze Stück. Um nicht zu lange um den heißen Brei herumzureden: Rattle macht alles richtig. Mehr als das: Er macht es grandios! Es sind Rachmaninoff-Alben wie diese, die wir brauchen, um Rachmaninoffs Ruf, der ganz zu unrecht in die „Schmalz-Ecke“ gestellt wurde, wieder zu rehabilitieren. Unter Rattles Stabführung klingt Rachmaninoff seiner Zeit entsprechend zeitgenössisch modern, erstaunlich frisch und ganz und gar nicht schwül oder elegisch. Diese CD ist frische Luft im Rachmaninoff-Archiv-Mief! Ein ähnliches Kunststück ist in diesem Jahr bislang wohl nur Valentina Lisitsa mit ihrer phänomenalen Neueinspielung der Rachmaninoff-Klavierkonzerte auf dem DECCA-Label gelungen. Ich bin aufrichtig begeistert! |
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