Go to content Go to navigation Go to search

The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

M. Ravel - Klaviertrio / C. Debussy - Cellosonate; Violinsonate / G. Fauré - Klaviertrio Op. 120
Trio Shaham Erez Wallfisch

(2013)
Nimbus Records / Vertrieb: edel:kultur

• • • • •

Maurice Ravel - Klaviertrio / Claude Debussy - Cellosonate; Violinsonate / Gabriel Fauré - Klaviertrio Op. 120

Ein liebenswertes Fest der alten Tugenden

von Rainer Aschemeier  •  2. August 2013
Katalog-Nr.: NI 5905 / EAN: 0710357590528

Sie zählen zu den prominentesten Solo-Virtuosen unserer Zeit: Hagal Shaham, Raphael Wallfisch und Arnon Erez. Sie spielen mit den berühmtesten Orchestern und unter den größten Dirigenten. Doch was sich noch immer nicht so richtig herumgesprochen hat: Shaham, Erez und Wallfisch sind seit einigen Jahren auch als richtig tolles Kammermusik-Trio unterwegs.

Alles in allem muss man immer vorsichtig sein, wenn einem „Supergroups“ der Klassik aufgetischt werden, bei denen für eine Einspielung oder für ein Konzert schnell drei schwer berühmte Solisten in ein Studio oder einen Konzertsaal gesteckt werden, um Kammermusik zu veranstalten.
Ich denke, zu wenige Menschen machen sich klar, was Kammermusik überhaupt ausmacht. Hier geht es nicht vorrangig darum, möglichst prominente oder auch nur möglichst gute Musiker zusammenzubringen. Es geht vor allem Anderen darum, solche Musiker aufzutreiben, die als Ensemble im Kleinen funktionieren.

Genau das ist der Grund, warum so viele „Superstar-Ensembles“ auf dem Papier wunderbar aussehen, in der Praxis jedoch scheitern. Meistens scheitern diese Unternehmen nämlich an den oft nicht unbeträchtlichen Egos der Beteiligten. Und wenn bei Kammermusik jeder Musiker „sein Ding“ durchzieht und seinen gewohnten Stil verwirklicht sehen möchte, geht das immer zu Lasten der Musik.

Hier haben wir nun einmal ein Trio aus drei Szene-Stars, das auch zusammen einen prächtigen Eindruck hinterlässt. Es ist eine Wonne, diesen drei Musikern zuzuhören, wie sie durch ihr Trio ein ausgesprochenes Miteinander leben: spielen und spielen lassen, so könnte das Motto dieser CD sein. Hier ist jeder der glänzende Star, der rundum brillieren darf, und hier ist gleichzeitig jeder der, der sich ganz im Dienst des Werks und des Vortrags zurückzunehmen versteht.

Diese Einspielung ist eine Wohltat, weil sie alte Tugenden wieder heraufbeschwört, so etwa die Tugend des aufeinander Hörens oder die Tugend des miteinander Atmens oder die Tugend des sich Zeitnehmens für interpretatorische Konzepte, für die richtige „Schwingung“, die dann alle Musiker wie auf einer Welle zu tragen scheint.

Allerdings geht dieses Album mit seinen „alten Tugenden“ auch mit einem vergleichsweise konservativen Ansatz einher. Möchte man Vergleiche anstellen, käme beim Trio Shaham, Erez, Wallfisch am ehesten das Beaux Arts Trio in Betracht, womit schon alles gesagt wäre: Konservativ und etwas altbacken kommt hier Manches durch die Lautsprecher, dabei aber auch sehr seelenvoll, empathisch und einfach bar jeder Kritik, was etwa Belange der Spieltechnik oder der Intonation angeht.

Letzten Endes läuft es bei dieser CD also auf eine Geschmacksfrage hinaus. Ich persönlich halte dieses Album, das vier unbestrittene Meisterwerke der französischen Kammermusik des 20. Jahrhunderts in zwar erzkonservativen aber absolut perfekten Darbietungen beinhaltet, auf einem Tonträgermarkt voller Schnellschüsse für eine CD mit Signalwirkung. Gerne mehr davon!

Stöbern

Verwandte / ähnliche Artikel:

Archiv

Alle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich.