"Nordic Spring" - Grieg, Sibelius, Atterberg, Svendsen, Bræin (2013)
• • • • • "Nordic Spring" - Grieg, Sibelius, Atterberg, Svendsen, BræinMusikalische Reise durch Skandinavien - von Dänemark bis Finnlandvon Rainer Aschemeier • 19. Juni 2013
Wie schön leichtfüßig und doch qualitätvoll man Klassik-Sampler konzipieren kann, zeigen wenige Labels besser als die skandinavischen. Geht es um gleichermaßen unterhaltsame wie hochwertige Klassik-Sampler ist sicherlich an allererster Stelle das finnische Label Alba zu nennen (hier einmal ein besonders gelungenes Sampler-Beispiel dieser Firma). Doch gleich an zweiter Stelle folgt ohne Zweifel die norwegische Firma SIMAX, die uns schon im letzten Sommer mit einer spitzenmäßigen Auswahl-CD des Tromsø Chamber Orchestra begeistern konnte. Im Norden beginnt der Frühling bekanntlich etwas später als hierzulande. Vielleicht erscheint deswegen erst dieser Tage mit „Nordic Spring“ ein weiterer wunderbarer Sampler, den man einfach weiterempfehlen muss. „Nordic Spring“ ist einer dieser seltenen Fälle, wo einfach alles stimmt: Die Musikauswahl mit „leichten“ und melodieschönen Stücken von Qualitätsgaranten wie Edvard Grieg, Kurt Atterberg, Carl Nielsen, Johan Svendsen oder Jean Sibelius. Mit Edvard Bræins Serenade für Bratsche und Orchester hat sich zudem noch ein hierzulande praktisch unbekannter Spätromantiker eingeschmuggelt, den man nach dem Hören des auf dieser CD enthaltenen Stücks als eine Art „nordischer Max Bruch“ einsortieren könnte. Mit Griegs „Holberg-Suite“ (in der der Komponist – das wird eigentlich zu selten erwähnt – den Neoklassizismus schon zu einer ersten Blüte geführt hat, bevor dieser Begriff in der Musik überhaupt aufkam), mit Nielsens kleiner Suite für Streicher Op. 1 und mit Sibelius‘ „Valse Triste“ aus „Kuolema“ sind aber auch drei ausgesprochene „Crowdpleaser“ vertreten. Das Norwegische Kammerorchester spielt auf dieser CD äußerst exakt, punktgenau, geradezu skrupulös präzise. Dabei legt es stellenweise energischen „Drive“ an den Tag. Das ist einfach mitreißend. So spielt das Orchester unter Leitung seines geigenden Leiters Terje Tønnesen etwa die „Holberg-Suite“ wie eine kratzbürstige Darbietung in historischer Aufführungspraxis von einem originären Stück der Wiener Klassik. Ob das musikpraktisch „korrekt“ genannt werden sollte, darüber kann man sich sicher trefflich streiten. Immerhin war die Holberg-Suite schon so etwas wie ein „Blick zurück über die Schulter“ aus der Perspektive eines bedeutenden Romantikers auf die Ära Haydns und eben die des Dichters Ludvig Holberg. Letztendlich sollte nicht unerwähnt bleiben, dass wir auf dieser CD auch einen der wohl besten Bratschensolisten unserer Zeit zu hören bekommen, nämlich Lars Anders Tomter, dessen Künste wir bereits an dieser und dieser Stelle mit zum Teil begeisterten Rezensionen würdigen konnten. SIMAX-typisch ist auch der Sound der Aufnahme sehr gelungen, wobei „Nordic Spring“ sogar auch in dieser Beziehung eine positive Ausnahmeerscheinung bildet – selbst in dem auch sonst qualitativ sehr hochstehenden Portfolio des norwegischen Labels, das als eines gilt, das niemals den Aufnahmeklang vernachlässigt. Fazit: Wunderbar! Diese CD gehört definitiv zwar nicht zu den „must have“-Titel der Saison, aber ganz sicher zu den „Gönn ich mir“-Aufnahmen der letzten Zeit. Und CDs der letztgenannten Gattung sind ja zumeist gerade die, die einem besonders eng ans Herz wachsen. |
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