G. P. Telemann - 12 Fantasien TWV 40 (2013)
• • • • Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV 40von Rainer Aschemeier • 17. Juni 2013 Telemanns 12 Fantasien führten eine kleine Ewigkeit lang einen ausgesprochenen Dornröschenschlaf, waren einem breiten Publikum kaum bekannt und lagen auch kaum in Einspielungen auf CD vor. Innerhalb von wenigen Monaten sind nun gleich mehrere Produktionen erschienen, die Telemanns herrliche Fantasien TWV 40 in den Mittelpunkt des Interesses rücken – auf ganz unterschiedliche Art und Weise. Erst vor einem halben Jahr hatten wir hier bei the-listener.de die Telemann-CD von Firmian Lermer besprochen, der die Fantasien auf der Bratsche eingespielt hatte. Nun gibt sich ein Star der Klassik-Szene die Ehre, und zwar Dorothee Oberlinger. Sie interpretiert die 12 Fantasien – natürlich – auf ihrem Instrument, der Barock-Blockflöte. Amüsant finde ich es dabei, dass auch bei dieser CD im Booklet-Text – ähnlich wie bei dem Album Firmian Lermers – ziemlich um den heißen Brei herumgeredet wird, warum denn nun eine Blockflöte geeignet dafür ist, diese Stücke zu spielen. Dass in dem Booklet (zumindest in der englischen Fassung desselben) die Fantasien TWV 40 unverhohlen als Fantasien „für Soloflöte“ dargestellt werden, ist schon ziemlich merkwürdig. Im Telemann-Werkverzeichnis sind diese Stücke gelistet „für Solo-Violine“. Ich vermute: Niemand weiß es so ganz genau, welches Instrument Georg Philipp Telemann im Sinn gehabt haben mag, als er seine faszinierend schönen Fantasien niederschrieb. Ich finde es aber problematisch, dass die Tendenz dahin geht, das Besetzungsproblem entweder kleinzureden (Oberlinger) oder totzuschweigen (Lermer), zumal die Booklets beider CDs von den ausführenden Künstlern selbst verfasst wurden. Was ja aber zählt, ist auch bei dieser CD die dargebotene Musik. Und hier fällt das Urteil, wie bei Dorothee Oberlinger auch nicht anders zu erwarten war, hervorragend aus. Dorothee Oberlinger ist die ideale Interpretin für diese Stücke. Ihre Fassung der TWV 40-Fantasien ist bislang die beste, die ich so weit hören konnte. Da ist es mir ganz egal, ob Violine, Bratsche oder Flöte: Oberlinger hat als Interpretin einfach das richtige „Händchen“ für diese Musik. Ihre Phrasierung ist einfühlsam und logisch, sie gestaltet die Stücke enorm farbenreich, und ihr emotionaler Zugriff auf Telemanns Stücke verrät eine tiefe Liebe zu diesen wunderschönen Miniaturen. Die Aufnahmen im (laut Booklet-Fotos) erstaunlicherweise etwa turnhallengroßen Kammermusiksaal des Deutschlandfunks sind für meinen Geschmack etwas zu hallig ausgefallen. Ich mag es lieber, wenn Kammermusik auch nach Kammer klingt – zumal wenn es nur um ein Soloinstrument geht und wenn das dann auch noch eine Blockflöte ist, die eigentlich nach einer „holzigen“, warmen und kurzhalligen Klangumgebung förmlich verlangt. Alles andere ist hier jedoch phänomenal. Wer Telemanns Fantasien TWV 40 sucht, sollte – trotz der Klangmäkeleien, die ich hier an den Tag gelegt habe – alles andere liegen und stehen lassen und sich diese fantastischen Oberlinger-Interpretationen nach Hause holen. |
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