Schumann/Brahms/Dietrich - "F.A.E."-Sonate / Brahms - Sonaten Op. 120 in der Fassung für Violine und Klavier (2013)
• • • • • Schumann/Brahms/Dietrich - "F.A.E."-Sonate / Brahms - Sonaten Op. 120 in der Fassung für Violine und Klaviervon Rainer Aschemeier • 6. Juni 2013 Ihre „Einzelteile“ sind wohlbekannt, doch nur sehr selten hört man sie einmal im Zusammenhang: Die „F.A.E.“-Sonate. Das Kürzel steht für das selbstgewählte Lebensmotto des Violinisten Joseph Joachim, dem Widmungsträger des Werks: „Frei, aber einsam“. Beim deutschen Label NCA ist nun eine in allen Belangen wirklich vorzügliche CD erschienen, die uns die „F.A.E.“-Sonate einmal im Zusammenhang vor Ohren führt. Das ist sehr aufschlussreich, denn nun stellen sich auch die einzelnen Sätze ganz anders dar. Obwohl die Sonate als Gesamtwerk bemerkenswert gut funktioniert (was man bei der Beteiligung dreier, insgesamt gesehen ziemlich unterschiedlicher Komponisten nicht unbedingt annehmen konnte), wird deutlich, dass Robert Schumann hier ganz klar die Nase vorn hat. Das tut dem Reiz des Werks aber keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Unbekümmert und auch etwas ungestüm wirkt Dietrichs erster Satz, aus dem Brahms sich ein Thema entlehnt, um es in seinem Scherzo an dritter Stelle nicht minder energisch weiterzuverarbeiten. Schumanns wunderschönes Intermezzo ist sicherlich das Highlight der Sonate und sein Finale ist ein Beispiel für Schumanns Spätwerk, in dem der Komponist weiter Barrieren aufbrach und polyphone, zerrissen wirkende Musik schrieb, die von seinen Zeitgenossen teilweise mit Verständnislosigkeit aufgenommen wurde. Allein dieses Stück wäre es schon wert, diese CD zu empfehlen. Doch es folgen ja noch weitere Raritäten, nämlich die von Johannes Brahms selber besorgten Violin-Transkriptionen seiner Klarinettensonaten Op. 120 Nr. 1 und 2. Brahms selbst hielt diese Transkriptionen sogar für besser als das Original. Im Gegensatz zu den immerhin manchmal (so etwa auf einer in diesem Jahr bei Nimbus erschienenen CD) zu hörenden Bearbeitungen für Bratsche dieser Sonaten, ist die Violinfassung nur sehr selten zu hören. Jede CD steht und fällt mit der Interpretations- und Klangqualität. Und da kann ich hier nur Gutes vermelden. Die Begeisterung setzt sich fort beim Spiel Annemarie Åströms auf ihrer von der Sibelius-Akademie Helsinki als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellten Guarneri-Violine (mit Darmsaiten). Auch sie ist eine fabelhafte und dynamiksensible Interpretin mit beinahe makelloser Intonation und einem umwerfend klangschönen Ton. Doch vor allem: Dostal und Åström sind ein echtes Team. Sie spielen so wunderbar musikalisch zusammen, dass es die helle Freude ist, da zuzuhören. Fazit: Noch eine CD, die wir uns auf der Shortlist zur „CD des Jahres“ rot anstreichen müssen. Dieses Jahr ist wirklich voll mit positiven Überraschungen. |
StöbernVerwandte / ähnliche Artikel: ArchivAlle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich. |