C. Chávez - Klavierkonzert (2013)
• • • • • Carlos Chávez - KlavierkonzertNach 14 Jahren (!) endlich wieder eine Neueinspielung eines Hauptwerks von einem der wichtigen Komponisten des 20. Jahrhundertsvon Rainer Aschemeier • 15. Juni 2013
Wissen Sie, wie lange es her ist, das zum letzten Mal eine Neueinspielung eines Werks von Carlos Chávez auf dem deutschen Markt erschienen ist? Vier Jahre ist das nun her! Insofern gleich zu Beginn erst einmal ein großes Lob an das US-amerikanische Cedille-Label aus Chicago, das den Mut gehabt hat, diese CD zu veröffentlichen. Doch beginnen wir mal von vorn: Carlos Chávez (1899-1978) war für Mexiko das, was Heitor Villa-Lobos für Brasilien war: Ein Nationalkomponist, der es nicht nur schaffte, die Volksmusik seines Landes niveauvoll in seine Musik zu inkorporieren, sondern auch über den südamerikanischen Tellerrand hinaus Bekanntheit zu erlangen. Im Vergleich zu Villa-Lobos ist Chávez musikalischer Zugriff härter und expressiver, nichtsdestotrotz auf einem Niveau, das auch wiederum nicht modernistischer ist, als etwa das Spätwerk von Dmitri Schostakowitsch. Das könnte man einem breiten Publikum eigentlich schon schmackhaft machen. Chávez zählt zudem zu den Komponisten mit einer unverwechselbaren Musiksprache. Er hat einen ganz individuellen Sound, der am besten wohl in seinen sechs grandiosen Sinfonien zum Ausdruck kommt, die noch bis vor Kurzem in einer tollen Gesamteinspielung des London Symphony Orchestra unter Leitung von Eduardo Mata (erschienen bei VOX) erhältlich waren, derzeit aber scheinbar vergriffen sind. Ich könnte weiter schwärmen, mich durchaus auch dazu hinreißen lassen, Carlos Chávez zu einem der bislang noch immer wenig entdeckten Genies des 20. Jahrhunderts zu erklären. Auch dieses Stück ist ein umwerfend effektvoll und spannungsgeladen komponiertes Werk. Wie aus seinen Symphonien bekannt, hören wir die Chávez-typischen Holzperkussionsinstrumente hier so häufig, wie sonst vielleicht nur noch in dem wohl bestem und bekanntestem Werk des Mexikaners, der „Sinfonía India“. Da auch der Sound Cedille-typisch gut bis sehr gut ausgefallen ist, haben wir hier endlich – nach 14 Jahren! – wieder ein Hauptwerk aus der Feder des großen Carlos Chávez in einer mustergültigen Einspielung. Perfekt! Das tolle Konzert wird ergänzt durch drei Stücke für Klavier solo. auch hier geht es los mit einem Werk von Carlos Chávez. Das kurze Stück mit dem Titel „Meditación“ zeigt Chávez in einem früheren Stadium seiner Kompositionstätigkeit – heftig beeinflusst vom französischen Impressionismus. Fazit: Ich bin begeistert! Auf solch eine CD habe ich schon lange gewartet. Chávez ist eine grandiose Komponistenpersönlichkeit mit einem hochgradig eigenständigen Werk, das viel viel mehr aufgeführt und gehört werden sollte. In diesem Sinne darf ich abschließend auch noch das informativ geschriebene Booklet loben, das eben diesen Missstand ganz zurecht anprangert. |
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