Juliette and the Licks - Four on the Floorvon Rainer Aschemeier • 17. Oktober 2006 Juliette Lewis ist den meisten immer noch am ehesten als Schauspielerin ein Begriff: Ob in Robert Rodriguez’ „From Dusk ’til Dawn“, in Oliver Stones „Natural Born Killers“ oder in Martin Scorseses „Cape Fear“ (Oscar-Nominierung!) – die Dame wusste auf der Leinwand stets zu überzeugen. Als Juliette Lewis vor drei Jahren plötzlich ins Musikfach wechselte und ihren weitgehenden Ausstieg aus dem Filmrummel bekanntgab, konnte sich so mancher ein Schmunzeln nicht verkneifen. Spätestens jedoch als letztes Jahr das ratzescharfe (Europa)-Debüt „You’re Speaking my Language“ von „Juliette and the Licks“ erschien – in Amerika gab es 2003 bereits das Album “...like a Bold of Lightning“ –, war klar: Die Frau macht Ernst. Ein weiterer Beweis ist nun das neue Album „Four on the Floor“. Da kann man schon sagen, wer einfach nur Langeweile hat, macht vielleicht ein Album, drei Gigs und löst dann die Band auf um sich wieder dem gepflegten Skandalfilm zu widmen. Juliette Lewis hingegen hat mit ihrer wilden „Licks“-Truppe den Erdball ausgiebig betourt, das dritte Album am Start und offenbar immer noch nicht die Nase voll. Respekt! Zum neuen Album ist zu sagen, dass sich die musikalische Gangart im Vergleich zum Debüt kaum verändert hat – und das ist gut so. In kurzen 35 min. bekommt man 9 treibende Rocksongs zu Ohren, die mal an „Jet“ erinnern, mal an Oldschool-Punk á la „Sex Pistols“, mal an klassischen Amirock wie z. B. „The Black Crowes“, nur im beim folgenden Song plötzlich Reminiszenzen an P. J. Harvey aufkommen zu lassen. Letzterer Effekt liegt sicherlich vor allem an Juliettes Stimme, die zuweilen tatsächlich wie eine unartige (! Aber hallo !) Version von P. J. Harvey klingt. Wer immer noch an Juliette Lewis’ ernsthaften Absichten zweifelt, möge meine bescheidene Einschätzung vernehmen, dass wir es hier mit einer echten Rock’n’Roll-Entdeckung auf CD zu tun haben, die zumindest ich auch in mehreren Jahren noch sehr gern in den CD-Schacht schieben werde – wenn wir dann noch CD-Player haben… Fazit: Kaufen und die Nachbarn zur Verzweiflung treiben! Spätestens wenn der erste kratzbürstige Schrei des Openers „Smash & Grab“ ertönt, lässt die Nachbarschaft die Tasse fallen. Weitere Anspieltipps sind das AC/DC-verdächtige „Get Up“, das Skandal-verdächtige „Death of a Whore“ mit düsterer Spoken Word-Performance von Juliette Lewis, das Ohrwurm-verdächtige „Purgatory Blues“ (bester Song des Albums – mit Mandoline!) sowie das Punk-verdächtige „Bullshit King“. Klingt also alles sehr verdächtig… verdächtig danach, als ob das nicht das letzte tolle Album gewesen ist, mit dem uns Frau Lewis beehrt hat. …und da es sich bei „Four on the Floor“ – objektiv betrachtet – um ganz schnöde und schnörkellose Rockmusik handelt, die wir heutzutage – subjektiv betrachtet – VIEL zu wenig geboten kriegen (zumindest in guter Qualität), zeigt der Daumen steil nach oben. Ausdrückliche Kaufempfehlung! |
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