Ian Venables - Sämtliche Werke für Klavier SoloDie eine und die andere Seite von musikalischem "Verwaltungsdenken"von Rainer Aschemeier • 14. Mai 2013
Während der Brite Ian Venables in seinem Heimatland zu den meist aufgeführten zeitgenössischen Komponisten gehört, ist er im Rest der Welt kaum bekannt. Das liegt vor allem daran, dass Venables ein Komponist ist, der sich schwerpunktmäßig dem Liedschaffen gewidmet hat. Während das in Großbritannien nach wie vor in voller Blüte zu stehen scheint, ist hierzulande kaum noch davon zu berichten, dass etwa mehr stattfinden würde, als eine weitgehende „Verwaltung“ des überkommenen Erbes. Die Briten sind da vielleicht allein schon deswegen etwas entspannter, weil es bei ihnen eine „klassische“ Periode kaum gegeben hat. Wer im 18. Jahrhundert in Großbritannien tätig war, stammte in der Regel aus Deutschland oder Österreich, wie z.B. J.C. Bach, Haydn, Ries, Spohr oder Molique. Erst im 19. Jahrhundert – und selbst in diesem Zeitrahmen eher spät – sorgten Elgar und Delius dafür, dass die Briten an ihre einstige (barocke) Musiktradition anknüpfen konnten. Nun macht es ein Komponist wie Ian Venables seinem Publikum aber auch relativ einfach: Er schreibt impressionistisch-spätromantische Musik, die man ohne mit der Wimper zu zucken auch dann „schlucken“ würde, wenn einem jemand erzählt hätte, dass Venables etwa ein Debussy- oder Ravel-Zeitgenosse sein würde. Auch das dramatische Element der Klaviermusik von John Ireland lugt hier manches Mal durch die Ritzen. Wen wundert es da, dass diese CD vom RVW Trust (der Fördergemeinschaft zur Verbreitung und Bewahrung des Werks von Ralph Vaughan Williams) sowie vom John Ireland Trust gefördert wurde? Solist Graham J. Lloyd hatte bereits bei der Einspielung des Klavierquintetts von Ian Venables auf dem britischen Somm-Label buchstäblich „die Finger im Spiel“ gehabt. Er scheint ein Interpret zu sein, der vom Komponisten persönlich immer wieder für Einspielungen ausgesucht und vorgeschlagen wird. Lloyd erledigt seine Aufgabe ausgezeichnet, trifft in der (wen wundert’s) sehr sanglichen Musik Ian Venables‘ allerdings auch auf wenig spieltechnische oder interpretatorische Hürden. Und so betreiben also auch die Briten letztendlich nicht viel mehr als eine Art von musikalischer „Verwaltung“ – vielleicht aber etwas origineller als wir. |
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