M. Lindberg - EXPO, Klavierkonzert Nr. 2, Al largo (2013)
• • • • Magnus Lindberg - EXPO, Klavierkonzert Nr. 2, Al largoCD gewordenes Orchesterspektakel der Sorte "Over the Top"von Rainer Aschemeier • 6. Mai 2013
Wow, was pustet denn hier durch die Boxen? Die neue CD des dänischen Labels da capo zeigt, wie viel Erfolg dänische Komponisten in den USA haben können am Paradebeispiel Magnus Lindberg, der zum „composer in residence“ des New York Philharmonic Orchestra aufgestiegen ist. Immer wieder erinnern die schwungvollen, in der (wenn auch erweiterten) Tonalität fest geerdeten Kompositionen Magnus Lindbergs an die fabelhaften sinfonischen Werke von US-Komponisten wie etwa Christopher Theofanidis (vgl. auch hier) oder Rick Sowash (vgl. hier). Das mögen die Amerikaner: Moderne Musik mit Drama und Drive, die man auch als Freund spätromantischer Klänge noch problemlos verstehen kann. Für uns Europäer, das muss ich schon sagen, wirkt der Stil Magnus Lindbergs manchmal schon etwas „over the top“. Man höre sich nur das Eröffnungsstück „EXPO“ dieser CD an. Das klingt ziemlich danach, als habe sich Lindberg hier das „Knalligste“ aus Spätromantik, Neuer Musik und Filmsoundtracks zusammengesucht, um es in einem effektreichen, bombastischen Orchesterspektakel auf die Welt loszulassen. Andere Stücke auf dieser CD, allen voran das zweite Klavierkonzert, fallen etwas differenzierter aus, sind aber nichtsdestotrotz gezielt als crowdpleaser komponiert. Aber das muss wahrscheinlich so sein, wenn man als „Hauskomponist“ des New York Philharmonic nicht vom Publikum davongejagt werden will. Alles in allem klingt das hier gerade wohl auch etwas schlimmer, als es eigentlich ist: Magnus Lindberg ist nicht nur ein guter, sondern sogar ein sehr guter Komponist. Er schreibt interessant, packend und auch qualitativ auf sehr hohem Level, wobei vor allem seine Orchestrierungskünste bei mir die blanke Bewunderung hervorrufen. Lindberg weiß, wie man mit einem großen Sinfonieorchester umgeht, um ihm spannende, teils ungewöhnliche Klänge zu entlocken. Dabei bleibt er immer werkdienlich und lässt seine ungewöhnlichen Klangfarben nie zum Selbstzweck werden. Keine Frage: Dieser Lindberg ist ein echter Könner. Aber, und das darf man nicht verschweigen, er ist auch ein Populist. Hier schreibt jemand nicht nur einfach gewissermaßen „zufällig“ Musik, die quasi keinem wehtut, sondern er tut das ganz gezielt. Das hinterlässt nach gewisser Zeit einen etwas faden Beigeschmack, denn der „frische Wind“, den man zunächst zu vernehmen meint, weht einfach immer aus derselben Richtung. Einen Sonderapplaus hat hier übrigens das New York Philharmonic unter Leitung seines Chefdirigenten Alan Gilbert verdient: Die hier zu hörenden Liveaufnahmen sind so sagenhaft perfekt und auf Hochglanz poliert eingespielt, das man es kaum glauben kann, wenn man im CD-Booklet liest, dass es sich hierbei samt und sonders um Liveaufnahmen der jeweiligen Uraufführungen handelt. Das New York Philharmonic spielt diese, wegen ihrer ungewöhnlichen Orchesterklangfarben zum Teil schwierig zu realisierenden Stücke als ob es jahrelang nichts anderes getan hätte. Das ist schon echt fantastisch und liegt sicherlich auch an der hervorragenden Balance, die Dirigent Alan Gilbert im Orchestersound geschaffen hat. Der Solopart des zweiten Klavierkonzerts wird übrigens von dem usbekischen Weltklassepianisten Yefim Bronfman bestritten, der berechtigtermaßen als einer der führenden Pianisten unserer Zeit gilt. Zu Beginn des Jahrtausends war er der Solist der viel gelobten Gesamteinspielung der Beethoven-Klavierkonzerte des Tonhalle-Orchesters Zürich unter David Zinman (Rezension dazu siehe hier). Der Sound ist überdies eine Klasse für sich und schlägt ganz in die musikalische Kerbe, die Lindberg hier vom Stapel lässt: der Bass ist wuchtig und die Höhen sind superduperbrillant. Man sieht die Posaunen des New York Philharmonic förmlich funkeln. Der hyperbrillante HiFi-Sound dieser Scheibe ist zweifellos eine Show für sich, wirkt aber – wie auch die Musik – zuweilen etwas arg plakativ und gewollt überwältigend. Amerikanisch eben… |
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