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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

R. De Visée - Suiten für Laute
Toyohiko Satoh (Barocklaute)

(2013)
Carpe Diem / Naxos

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Robert De Visée - Suiten für Laute

Faszinierende CD mit einem spektakulären Instrument aus dem Jahr 1610 (!)

von Rainer Aschemeier  •  16. April 2013
Katalog-Nr.: CD-16296 / EAN: 4032324162962

„Die Laute wird weiterleben, und die Musik wird weiterleben. Ich nicht. Ich werde zuerst gehen.“ So lautet das nur scheinbar resignative Fazit, das der weltberühmte Lautenist Toyohiko Satoh in einem Interview zu seiner neuen CD abgegeben hat. Er sagt es mit einem Lächeln, mit einem Lachen gar.
Doch welche Laute, welche Musik meint er da?

Toyohiko Satohs neues Soloalbum mit dem schlichten Titel „De Visée“ dreht sich ganz um das Spätwerk des Lautenisten und Komponisten Robert de Visée. Lautenmusik-Fans ist De Visée wohlbekannt – zum einen weil er (mit dem Todesdatum 1725) zu den Komponisten gehörte, die musikgeschichtlich gesehen noch sehr spät fast ausschließlich für Laute komponiert haben. Man stelle sich vor Augen: De Visée starb 1725. Trotzdem scheint seine Musik noch den Nachklang der Renaissance in sich zu tragen, wenn nicht sogar eine Art von „Spätrenaissance“ zu sein – und dies zu einer Zeit, in der Komponisten wie Telemann, Händel, Bach, Purcell ihre barocken Meisterwerke aus der Taufe hoben oder bereits gehoben hatten.

Toyohiko Satoh mit seiner Greiff-Laute von 1611. ⓒCarpe Diem records

Zum anderen war De Visée schlicht und ergreifend auch einfach einer der besten und melodieschönsten Komponisten für die Laute, was sich in einigen am Markt gut etablierten Einspielungen (zum Teil auch von Majorlabels) ausdrückt.

Toyohiko Satoh interpretiert diese merkwürdig weltentrückte, bewusst auf die Vergangenheit hingewandte Musik auf einem spektakulären Instrument: Einer Laute von Lorenz Greiff aus dem Jahr 1610 (!) (1675 zur 11-chörigen Barocklaute umgebaut). Dieses mehr als 400 Jahre alte Instrument ist denn auch der eigentliche Star der Aufnahme. Ich konnte es beim Hören dieser CD erst kaum glauben, dass die Tonaufnahmen alle mit demselben Instrument und an demselben Ort aufgezeichnet wurden. Also kontaktierte ich den Labelchef von Carpe Diem-records Jonas Niederstadt, der als Tonmeister dieser Aufnahme Auskünfte aus erster Hand erteilen konnte.
Er sagte mir, dass sogar die Mikrofonaufstellung während der Recordingsession unverändert geblieben sei.
Das ist sehr bemerkenswert. Wer glaubt, es handele sich um esoterischen Aberglauben, wenn Musiker erzählen, dass sich der Klang ihrer Saiteninstrumente während des Spielens mit der Zeit ändert, der soll sich bitte diese phänomenale CD anhören – und zwar über eine HiFi-Anlage, die diesen Namen auch verdient.

Jonas Niederstadt fertigt CDs, die nicht einfach konsumiert werden wollen und können. Sie stellen dem Hörer noch wirklich eine Aufgabe, fordern ihn auf, sich mit Werk, Interpret, Instrument und (bei Carpe Diem-CDs stets besonders wichtig) Raum zu beschäftigen. Diese CD ist für mein Empfinden bislang die größte Herausforderung dieser Art und als solche eine unglaublich spannende Angelegenheit.

Toyohiko Satoh ist als Interpret im Übrigen genau der richtige für diese Musik. Ebenso wie einst De Visée sieht er diese Musik als eine Art Testament oder Hinterlassenschaft. Vermutlich wird es seine letzte CD als Solokünstler sein. Was für ein musikalisches Schlusswort!

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