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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

M. Glinka - Divertimento, Mozart-Variationen für Harfe, Nocturne, Viola-Sonate, Donizetti-Serenade
Solisten des Bolschoi-Orchesters - A. Lazarev

(2013/1993)
Brilliant Classics

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Michail Glinka - Kammermusik

Schmachtende Musik aus Russland

von Rainer Aschemeier  •  10. April 2013
Katalog-Nr.: 94641 / EAN: 5028421946412

Das niederländische Brilliant Classics-Label begeistert bekanntermaßen nicht nur durch qualitätvolle Originalaufnahmen, sondern immer wieder auch durch originelle Wiederveröffentlichungen. Manchmal muss man sich wundern, wie tief in die Klamottenkiste die Brilliant Classics-Programmverantwortlichen eintauchen, um interessante Aufnahmen wieder ans Tageslicht zu zerren oder (wie in diesem Fall) erstmals in unserem Teil der Welt verfügbar zu machen.

Die vorliegende CD ist eine reizvolle Zusammenstellung von Kammermusik des Begründers der russisch-nationalen Kunstmusiktradition: Michail Glinka. Während Glinka in seiner Heimat nach wie vor als eine Art Nationalheiliger verehrt wird und als solcher in seiner Popularität dort Tschaikowsky keineswegs nachsteht, ist sein Name im Rest der Welt kaum mehr als eine Randnotiz in den einschlägigen Musiklexika.
Die Solisten des Bolschoi-Orchesters unter Leitung Alexander Lazarevs hatten anno 1993 eine CD mit verschiedenen Kammermusikwerken Glinkas für den russischen Markt aufgenommen. Sie ist nun in Form dieser Wiederveröffentlichung durch Brilliant Classics erstmals auch bei uns erhältlich.

Die Qualität der Interpretationen ist durchweg sehr gut. So qualitätvoll und mit Hingabe musiziert hört man Glinkas Musik selten. Ob nun die Qualität der Musik selbst auch durchweg zu überzeugen versteht, sei dahingestellt. Glinka erscheint – subjektiv betrachtet – heute als nicht viel mehr als eine Art russischer Spielart der durch Frédéric Chopin und John Field begründeten Variante des romantischen Stils.
Der große Reiz dieser Musik liegt in ihrem melodischen Reichtum. Das (zumindest für meine Ohren) ziemlich Abtörnende an ihr liegt in der Überbetonung der schmachtend-romantischen Leidenschaft, die von Glinka bis zum letzten Tropfen aus allen seinen Werken herausgepresst wurde. Das wirkt aus heutiger Sicht ziemlich aufdringlich, zuweilen auch süßlich-“ballettig“. Jeder sollte selbst entscheiden, ob er Glinkas Stil goutieren mag.

Diese CD ist jedenfalls bestens dafür geeignet, denn die Interpretationen sind grandios, mitreißend und halten qualitativ jedem Vergleich stand (abgesehen davon, dass die Harfe hier nicht ganz optimal gestimmt ist). Der Aufnahmeklang ist recht ordentlich, hat jedoch Schwächen im Bass während die Mitten überpräsent erscheinen. Das Ganze vermittelt ein etwas „nasales“ Klangbild, das auch nicht gerade ein Optimum an Transparenz zulässt.

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