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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

C. Saint-Saëns - Kammermusik mit Bläsern
Les Solistes de l'Orchestre de Paris et de l'Opéra de Paris

(2013)
Indésens! / Vertrieb: Klassik Center Kassel

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Camille Saint-Saëns - Kammermusik mit Bläsern

lohnende Wiederveröffentlichung älterer Calliope- und Pathé-Einspielungen

von Rainer Aschemeier  •  21. März 2013
Katalog-Nr.: INDE019 / EAN: 3760039839121

Wiederveröffentlichungen machen Sinn – davon bin ich fest überzeugt. Allerdings verschlägt es einem schon manchmal den Atem, welche mediokren Aufnahmen immer wieder neu aufgelegt werden, während andere, weitaus wertvollere, oft ein allzu dauerhaftes Archivdasein fristen und der Öffentlichkeit somit oft über Jahrzehnte entzogen sind.

Glücklicherweise gibt es aber Labels, die sich auch der etwas selteneren Archiv-Schätze entsinnen. So handelt es sich etwa bei der hier vorgestellten CD mit Kammermusik von Camille Saint-Saëns um solche ziemlich raren, schon seit vielen Jahren nicht erhältlich gewesenen Archiv-Schätzchen aus den Beständen des anno 2010 in Würde verblichenen Calliope-Labels. Die Rechte an den Aufnahmen landeten zunächst beim Phaia-Label und sind nun bei einer der denkbar besten Adressen für das hier zu hörende Repertoire angelangt, nämlich bei der qualitativ stets sehr ansprechenden Firma „Indésens“.

Kennern entfährt hierbei ein spitzer Schrei des Jubels, denn die hier zu hörenden Aufnahmen gelten unter Saint-Saëns-Anhängern seit Jahrzehnten als eine der bei Weitem besten Einspielungen von Saint-Saëns Kammermusik für Bläser. Dabei bildet die hier vorliegende CD nur die eine „Hälfte“, während eine andere CD noch weitere Kammermusikwerke mit Bläserbeteiligung wiedergibt. Beide CDs sind bei Indésens sowohl als Doppel-CD als auch in Einzelausgaben erhältlich.
Hier haben wir es mit einer der beiden Einzelausgaben zu tun, nämlich mit der, auf der die interessantesten Kammermusikwerke Camille Saint-Saëns‘ zu hören sind. Doch wahrscheinlich sollte man das noch ein wenig weiter fassen und darf getrost sagen: Es handelt sich hier generell um die Werke, die im gesamten Œuvre des französischen Komponisten zu den bei Weitem interessantesten gehören.

Man höre etwa die Oboensonate Op. 166 oder die Klarinettensonate Op. 167: Dafür tausche ich gern jede Saint-Saëns’sche „Orgelsinfonie“ ein! Diese Kammermusik besitzt eine bemerkenswerte Eindringlichkeit und eine große Klasse! Sie ist im postiven Sinne auf das Notwendigste verdichtet und atmet das Flair altersweiser Milde. Doch auch die Romanze für Horn und Klavier Op. 36 oder die Cavatine Op. 144 für Solo-Posaune (!) und Klavier sind äußerst originelle Beispiele für Saint-Saëns‘ Kammermusikschaffen, das man gar nicht hoch genug loben kann.

Das ultimative Highlight jedoch – und zwar sowohl kompositorisch als auch was die Interpretation anbetrifft – bildet auf dieser CD die wohl beste überlieferte Einspielung des populären Septetts Op. 65: eine historische Aufnahme aus dem Jahr 1957, die einst beim Vinyl-Label Pathé erschienen ist.
Ich habe ja in Sachen Saint-Saëns schon manches gehört und dabei nicht zuletzt auch die an dieser Stelle besprochene, allgegenwärtig – und das durchaus zurecht – als Referenz betitelte EMI-Aufnahme mit Maurice André und Michel Béroff. Doch diese klanglich etwas angestaubte Aufnahme des Pathé-Labels aus den Fünfzigerjahren schlägt sie alle! Und dies nicht zuletzt durch die umwerfende Virtuosität und die Klangschönheit der Pianistin Jeanne Marie Darré.

Die anderen Aufnahmen sind ebenfalls mit erstklassigen Solisten besetzt. Allen voran begeistert der fabelhafte Ausnahme-Oboist Maurice Bourgue, der in den 1970er- und 80er-Jahren eigentlich ausschließlich Spitzeneinspielungen vorgelegt hat (man erinnere sich an die grandiose Einspielung des Oboenkonzerts von Ralph Vaughan Williams mit dem English String Orchestra unter William Boughton auf Nimbus Records).
Doch auch alle anderen Aufnahmen dieser CD sind sehr sehr gut (vielleicht mit Ausnahme der in Sachen Intonation nicht ganz 100%ig überzeugenden Einspielung der Klarinettensonate durch Maurice Gabai. Diese wunderschöne Sonate gäbe es dann alternativ hier in einer überlegenen und zudem preisgünstigen Fassung zu bewundern.).

Fazit: Diese Wiederveröffentlichung macht nicht nur Sinn, sie war faktisch ein Muss, denn beinahe nirgendwo gibt es diese wunderbare Musik in besseren Darbietungen als hier. Einzig und allein beim Klang muss man hier und da aufgrund des zum Teil historischen Alters der Einspielungen Abstriche in Kauf nehmen.

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