H. Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 3 "Krieg" & 4 "Sieg" (2013)
• • • • • Heitor Villa-Lobos - Sinfonien Nr. 3 "Krieg" & 4 "Sieg"Erneut hochwertige Einspielung im Villa-Lobos-Zyklus von Naxosvon Rainer Aschemeier • 19. März 2013
Weiter geht es in der geplanten Gesamteinspielung der Sinfonien von Heitor Villa-Lobos‘ bei Naxos. Über den ersten Teil der Reihe hatte ich an dieser Stelle geschrieben. Und wieder kann man den Dirigenten und Herausgeber der kritischen Neuausgabe der Villa-Lobos-Sinfonien Isaac Karabtchevsky nur beglückwünschen. Im Gegensatz zur etwas „wuseligen“ Darbietung des Radio-Sinfonieorchesters Stuttgart des SWR bei cpo unter Carl St. Clair, die 2002 erschien, lichtet Karabtchevsky eindrucksvoll den Nebel rund um Villa-Lobos‘ dicht gesetzte Kriegssinfonie Nr. 3 sowie auch um die sogar noch etwas heftiger mit Streicherteppichen zugepflasterte Sinfonie Nr. 4. Bekanntlich bilden die Sinfonien 3, 4 und 5 in Villa-Lobos‘ Schaffen eine Trilogie mit den Untertiteln „Krieg“, „Sieg“ und „Frieden“. Sie bieten einen durchaus propagandistisch gefärbten, gigantomanischen Sinfonietryptichon, den man – ich sag‘ das jetzt mal so – nicht gerade als das Beste bezeichnen kann, was der qualitativ nicht immer gestaltungssichere Komponist aus Brasilien hinterlassen hat. Während es zahlreiche sehr hörenswerte Sinfonien aus Villa-Lobos‘ Feder gibt, zählen die beiden hier zu hörenden Stücke eher zu der Sorte, wie es sie in Form der Sinfonien Nr. 11 und 12 auch von Dmitri Schostakowitsch gibt: Sie sind umstritten und werden durchaus unterschiedlich beurteilt. Aus kompositorischer Sicht sind die beiden hier zu hörenden Werke ganz sicher nicht die Speerspitze der Villa-Lobos-Sinfonik. Die findet man woanders. Gleichwohl ist es einfach toll, was das São Paulo Symphony Orchestra unter Isaac Karabtchevsky auch aus diesen Stücken herauszukitzeln in der Lage ist. Die Musiker aus São Paulo entwickeln sich mit jeder neuen Veröffentlichung (egal bei welchem Label, ob es Naxos oder BIS oder… ist) zu einem der faszinierendsten und schlichtweg besten Sinfonieorchester, die es derzeit weltweit gibt. Das ändert allerdings nichts daran, dass wir hier, wie bereits angesprochen, nicht eben auf den Gipfel des Villa-Lobos’schen Sinfonieschaffens treffen. Umso interessanter wird es sein, wie es in der fortlaufenden Gesamteinspielung weitergeht. Nun kommen nämlich bald wohl die echten Meisterwerke an die Reihe, und dann wird sich zeigen, ob das Orchester aus São Paulo auch da seinen bisher ganz hervorragenden Qualitätsstandard halten kann. |
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