J. Brahms / F. Schubert - Sonaten in Transkriptionen für Viola und Klavier (2013)
• • • Johannes Brahms / Franz Schubert - Sonaten in Transkriptionen für Viola und KlavierNamhafte Solisten stellen äußerst interessante Transkriptionen weltbekannter Sonaten vorvon Rainer Aschemeier • 13. März 2013
Anlässlich einer sehr empfehlenswerten CD aus dem traditionsreichen britischen Hause „Nimbus“ kann ich heute endlich einmal den Unterschied zwischen den Labels „Nimbus Records“ und „Nimbus Alliance“ erklären. Mir ist nämlich aufgefallen, dass selbst viele der schreibenden Kollegen sich nicht darüber im Klaren sind, dass es da feine Unterschiede zwischen beiden Labels gibt. Beide Labels kommen aus demselben Hause, nämlich von Wyastone Estate Limited, jener Firma, die das originale „Nimbus Records“-Label Ende der 1970er unter dem Ansatz aus der Taufe gehoben hatte, ein HiFi-Label mit einer einmaligen Aufnahmephilosophie zu begründen. „Ambisonic“ hatten sich die Briten damals groß auf die Fahnen geschrieben: Eine spezielle Aufnahmetechnik mit nur einem einzigen Mikrofon, das eine Art sehr ungewöhnliches Kunstkopfmikrofon mit Spinnenaufhängung war und eine einmalige Raumklangwiedergabe ermöglichen sollte. Der Haken: Wer diesen Raumklangeffekt genießen wollte, benötigte einen Ambisonic-Decoder für seine HiFi-Anlage. Vorliegende CD nun stammt nicht vom Nimbus Records-Label, sondern von dem erst vor wenigen Jahren ausgegründeten Label Nimbus Alliance. Worum handelt es sich da? Kurz gesagt geht es bei Nimbus Alliance einerseits um Veröffentlichungen, die Künstler in Eigenregie anfertigen lassen und für die sie dann einen validen Vertrieb suchen und andererseits um ganze Backkataloge von Künstlern, deren CDs – die sie einst für ganz andere Labels eingespielt hatten – schon länger vergriffen waren und nun unter dem Nimbus Alliance Label wiederveröffentlicht werden. Bei der hier vorgestellten CD geht es keineswegs um eine Wiederveröffentlichung, sondern um eine pressfrische CD, bei der sich – ganz unverständlicherweise! – offenbar anderswo kein Label gefunden hat, das sie hätte veröffentlichen können. Dabei ist diese CD eine echte Repertoire-Bereicherung und dürfte sowohl „Jäger und Sammler“ im romantischen „Revier“ begeistern als auch ganz allgemein Gelegenheitshörer klassischer Musik. In den Interpretationen von Robin Ireland und Tim Horton gelingen alle drei Werke derart überzeugend, dass man sich fragt, warum nicht schon viel früher die existierenden Violatranskriptionen eingespielt worden sind. Das vorzüglich geschriebene, sehr informative Booklet klärt uns auf: Brahms‘ Violatranskriptionen der Klarinettensonaten erschienen im 19. Jahrhundert bei Simrock in einer offenbar mit Kopierfehlern gespickten Ausgabe, was in der Folge schlicht rufschädigend für diese Transkriptionen wurde. Bratschist Robin Ireland hat sich die alten Ausgaben vorgenommen und gründlich ediert, sodass hier auf dieser CD der vorzügliche Beweis dafür erbracht wird, dass Brahms‘ Klarinettensonaten auch auf der Viola eine gute Figur machen – fragt man mich persönlich würde ich glatt sagen: beinahe eine bessere als in der Besetzung für das „Originalinstrument“ Klarinette. Schuberts „Arpeggione“-Sonate (die heute bekanntlich eh fast immer in Transkription, meist für Cello, erklingt) ist jedoch der eigentliche „Star“ dieser Aufnahme: Deutlich behender, heller, strahlender ertönt sie in der Fassung für Bratsche und Klavier. Eine echte Entdeckung und eine wirkliche Bereicherung! Zur Interpretation kann man überwiegend Gutes vermelden, was auch nicht überrascht. Schließlich ist Robin Ireland mehr als 20 Jahre lang Bratschist des weltweit gefeierten Lindsay String Quartet (auch bekannt unter dem griffigen Kürzel „The Lindsays“) gewesen. Eine solche Abstammung verpflichtet. Fazit: Eine insgesamt ziemlich gute CD mit äußerst interessanten Transkriptionen. Nicht nur etwas für Schubertianer und Brahminen! |
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