Live in Concert on Érard (2013)
• • • • • Sergio Fiorentino - Live in Concert on ÉrardIl solo altro pianista!von Rainer Aschemeier • 6. Mai 2013 Den Namen des italienischen Pianisten Sergio Fiorentino hatte ich vor dem Genuss dieser beim ambitionierten und taufrischen Label Aldilá erschienenen CD höchstens mal am Rande irgendwo gehört. Seine Kunst als solche war mir hingegen bis dato unbekannt. Was für eine Wissenslücke, kann ich da nach dem Hören dieser Doppel-CD nur sagen! Die Lebensgeschichte des Sergio Fiorentino ist im Prinzip schnell erzählt: Vielversprechender junger italienischer Pianist beginnt eine Solistenlaufbahn und gewinnt einen Wettbewerb nach dem anderen. Weil der Erfolg jedoch moderat bleibt, er nach einem Flugzeugunfall mit Rückenschäden nur noch unter Schmerzen Klavier spielen kann und er dem unsteten Reiseleben eines international agierenden Tastenlöwen zudem auch nichts abgewinnen kann, zieht sich der Künstler mehr oder weniger komplett aus dem Rampenlicht zurück, um sich ab dem Zeitpunkt primär einer Laufbahn als Lehrer und Ausbilder zu widmen. Erst nach dem eigentlichen „Rentenalter“ kehrt der Pianist auf das Podium zurück – und zwar einzig und allein aufgrund der privaten Initiative eines Fans! Der deutsche Gymnasiallehrer Ernst Lumpe griff 1989 kurzerhand zum Telefonhörer und quasselte sich so lange durch italienische Leitungen bis er Sergio Fiorentino an der Strippe hatte. Lumpe lud den inzwischen in Würde galterten Maestro zu einigen Konzerten nach Deutschland ein – und das erstaunliche geschah: Plötzlich ließen auch internationale Konzertveranstalter wieder von sich hören. Die Liste der Fiorentino-Bewunderer ist handverlesen: Arturo Benedetti Michelangeli, der ihn ehrfurchtsvoll und wohl auch etwas eingebildet als „il solo altro pianista“ zu bezeichnen pflegte, Vladimir Horowitz, usw. Wie immer bei Aldilá-records ist die CD-Veröffentlichung top ausgestattet: Grafisch reizvoll, textlich informativ, musikalisch qualitativ. Auf dieser Doppel-CD gibt es äußerst rares Futter für die inzwischen wieder drastisch angewachsene Zahl der Fiorentino-Jünger weltweit, denn hier liegen die ersten CD-Veröffentlichungen zweier historischer Aufnahmen vor. Weiter geht es mit einer Aufnahme der BBC aus dem Jahr 1955 von Rachmaninoffs viertem Klavierkonzert. Fiorentino musiziert hier mit dem BBC Northern Symphony Orchestra unter dem Dirigat von Ian Whyte. Unverständlicherweise hat die BBC das Originalband von damals gelöscht! Klanglich muss man bei dieser Doppel-CD ein paar Abstriche machen. Beim Érard-Recital von 1994 handelte es sich um eine Privataufnahme mit nur semiprofessionellem Equipment, bei der anderen Aufnahme muss man froh sein, dass sie überhaupt noch vorliegt, nachdem die BBC ja alles dafür getan hat, um sie zu vernichten. |
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