J. A. Hasse - Didone abbandonata (2013)
• • • • • Johann Adolph Hasse - Didone abbandonataEs rumpelt und pumpelt - na und!?von Rainer Aschemeier • 21. Februar 2013
Johann Adolph Hasse gehört heute zu den Komponisten, an denen sich höchstens noch Barock-Kenner und Opern-Aficionados erfreuen. Nur zögerlich treten sein Name und seine Musik ins Licht einer breiteren Öffentlichkeit. Dabei war der 1699 geborene Hamburger einer der „Superstars“ seiner Zeit: In ganz Europa liefen seine Opern. Selbst die geographisch vergleichsweise abgelegenen Ritter vom Malteserorden konnten sich in ihrem stolzen Teatro Manoel für ihn begeistern, was dazu führte, dass noch heute Opern von Hasse in diesem wunderschönen Theater – angeblich das drittälteste durchgängig bespielte Theater der Welt – in Valletta, der Hauptstadt Maltas, regelmäßig auf dem Spielplan stehen. Was die Malteser haben, haben wir in Deutschland noch lange nicht – nämlich eine lang anhaltende, regelmäßige Hasse-Rezeption. Und so ist es eine besondere Freude, dass eine der am seltensten gegebenen Opern des Barockkomponisten in einer Kooperation zwischen BR Klassik und Naxos als 3 CD-Box nun für jedermann zu haben ist. 2011 also gelangte diese nur extrem selten gespielte Oper auf die Bühne des Münchner Prinzregententheaters und traf dort auf eine Idealbesetzung aus Sängern und Instrumentalisten, allerdings auch auf eine sehr umstrittene Inszenierung, die nicht nur durch ihren „Sex & Crime“-Ansatz auf sich aufmerksam machte, sondern auch durch die Tatsache, dass sie den Sängern sehr viel an körperlichem Einsatz abverlangte. Ich muss sagen, dass ich diese Operndarbietung wirklich sehr sehr gut finde, in Anbetracht der Entstehungssituation. Handelt es sich doch offensichtlich um einen im positiven Sinne ungeschönten, ehrlichen Livemitschnitt in einer übrigens hervorragenden Tonqualität. Das es da und dort etwas rumpelt, verschmerzt der Hörer leicht, wenn die Atmosphäre und die Lebendigkeit der Interpretation so überzeugend rüberkommen wie hier. Diese Oper wird hier überwiegend 1A gesungen und durchgängig 1A musiziert (die Hofkapelle München unter Leitung von Michael Hofstetter ist eine Wucht!). Es ist mir also ziemlich unverständlich, warum diese CD-Box sich schon kurz nach ihrer Veröffentlichung zu einer der am meisten und am kontroversesten diskutierten der letzten Jahre entwickelt hat. Sollte man sich nicht einfach nur freuen, dass eine solch rare Oper in einer so qualitätvollen Ersteinspielung endlich auf Tonträger vorliegt – und das noch zum sehr günstigen Naxos-Preis? Nein, das kann der deutsche Opernfan nicht. Da rumpelt und klatscht es ja andauernd. Und überhaupt: Wurden da nicht Streichungen vorgenommen? Angeblich fehlen ein paar Arien. Nun, wer hier mosert, sollte sich vor Augen führen, dass die hier zu hörende Liveaufnahme nicht weniger als 2:43 Stunden umfasst. Rechnet man in der Livesituation noch eine Pause hinzu, ist das Publikum gute drei Stunden in der Aufführung gewesen. Okay, angeblich ist die Aufführung wenige Wochen nach der hier zu hörenden Liveübertragung von BR Klassik auch in einer weniger rumpelnden und vollständigeren konzertanten Aufführung auf Radio France übertragen worden. Was aber nun, wenn der deutsche Naxos-Ableger zufällig eine Kooperation mit dem Bayerischen Rundfunk hat und nicht mit Radio France? Wäre dort die Klangqualität ebenso gut gewesen, wie sie hier ist? Als Fazit bleibt, dass man es heutzutage niemandem recht machen kann. Ich bin der Meinung: Und eine solch mitreißende Bühnenperformance finde ich deutlich spannender, als eine konzertante Aufführung, die womöglich etwas weniger „rumpelig“ klingt, aber dadurch eben auch wesentlich weniger lebendig ist. |
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