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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

E. d'Albert - Sinfonie / sinfonischer Prolog zu "Tiefland"
MDR Rundfunk-Symphonieorch. Leipzig - J. Märkl

(2013)
Naxos

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Eugen d'Albert - Sinfonischer Prolog zu "Tiefland", Op. 34 / Sinfonie in F-Dur, Op. 4

Grandiose Neueinspielung unterschätzter Werke

von Rainer Aschemeier  •  17. Februar 2013
Katalog-Nr.: 8.572805 / EAN: 747313280575

Die Wahrnehmung des Werks von Eugen d’Albert hat ein Problem: D’Albert wurde von den falschen Leuten gemocht – und deswegen glaubt jeder politisch korrekt denkende Mensch ihn heute ignorieren zu müssen. Konkret: Neben den Opern Richard Wagners war es die Oper „Tiefland“ von Eugen d’Albert, die als Adolf Hitlers „Lieblingsoper“ bekannt wurde und demnach alle nur denkbare Unterstützung vonseiten der nationalsozialistischen „Kultur-“Politik erfuhr. Vor allem dieser Umstand hat nach dem Krieg den Namen „D’Albert“ zur persona non grata auf den Opern- und Konzertpodien in praktisch ganz Mitteleuropa werden lassen.

Dabei konnte der Komponist selbst gar nichts dafür! Er verstarb bereits 1932, noch bevor der Naziterror in Deutschland seine schlimmsten Früchte tragen konnte. Es besteht kaum ein Grund dafür, um in seinem Werk nach etwaigen „politischen“ Motiven oder Beweggründen zu suchen. Der Liszt-Schüler d’Albert entpuppt sich bei näherem Hinsehen als relativ „normaler“ spätromantischer Komponist, wie viele andere eben auch.

Bei seinem Lehrer Liszt stand d’Albert in so hohem Ansehen, dass der Alte ihn häufig mit dem Kosenamen „Albertus Magnus“ zu bezeichnen pflegte. Trotz dieses mächtigen Einflusses, vermochte es d’Albert schon früh, sich aus dem Liszt-Fahrwasser freizuschwimmen. Bereits seine frühe Sinfonie in F-Dur, Op. 4 zeigt einen Komponisten, der sich stilistisch eher zum Schönklang Max Bruchs als zur neudeutschen Schule Franz Liszts hinzuwenden scheint. Ganz bemerkenswert ist auch, dass niemand Geringerer als Eduard Hanslick – jener energische Liszt-Hasser und Brahms-Verfechter – sich für die Musik Eugen d’Alberts begeistern konnte.

Inzwischen schaut man hierzulande wieder etwas entspannter auf den Nachlass des Komponisten, der zu Lebzeiten vor allem als Opernkomponist Karriere machte. Und so nimmt es kaum Wunder, dass nunmehr bei Naxos bereits die zweite Einspielung von d’Alberts Sinfonie erscheint, die er als 22-Jähriger komponierte. Die erste Aufnahme dieses interessanten und reizvollen Werks erschien 2007 mit dem Osnabrücker Symphonieorchester unter Hermann Bäumer bei cpo. Naxos‘ neue Veröffentlichung ist hingegen einfach viel viel besser! Das Radiosinfonieorchester des MDR spielt hier unter der Leitung seines damaligen Chefdirigenten Jun Märkl – und das gerät dermaßen mitreißend, packend und überzeugend, dass hiermit keine Alternativeinspielung zur 2007er cpo-CD erschienen ist, sondern vielmehr die Ablösung derselben.

Die Leipziger agieren unter Jun Märkls Leitung sehr reaktiv und frisch. Man spürt, dass sich die Interpreten hier tatsächlich für die Musik begeistern können. Und die ist ja auch alles andere als schlecht: Zwar hat man hin und wieder den Eindruck, dass der reale Gehalt der Musik der von d’Albert gewählten monumentalen Form der spätromantischen Sinfonie mit vier Sätzen und einer Gesamtspielzeit von rund 52 Minuten nicht immer gerecht werden kann. Dennoch dürften sowohl Anhänger der Sinfonien Max Bruchs als auch Fans der Sinfonik von Richard Strauss hier viele Parallelen finden, die ihnen viel Freude bereiten werden – dies zumal in der hier vorliegenden prachtvollen, gänzlich makellosen Einspielung des glänzend disponierten Orchesters des MDR!

Das kompositorische Highlight ist allerdings unbestreitbar der rund elfminütige „sinfonische Prolog“ zu d’Alberts berühmter Oper „Tiefland“. Mit seinem komponierten Sonnenaufgang gehört er zu den schönsten und faszinierendsten Stimmungsbildern in der Zeit der Nach-Wagner-Oper. Auch hier ist es bemerkenswert, wie feinsinnig und dynamisch Märkl das MDR-Orchester aufspielen lässt. Es ist die helle Freude!
Und das bezieht sich auch auf den Klang, der von Naxos‘ Spitzentonmeister Tim Handley wieder einmal ganz hervorragend aufgenommen wurde. Für mich gehört Handley schon seit Jahren zu den besten der Besten im Tonmeisterfach – und das stellt er auch hier wieder unter Beweis. Er schafft es fast immer, die optimale Balance zwischen transparenter Durchhörbarkeit und opulenter Klangfülle herzustellen. Seine akustische Abbildung des Konzertraums ist häufig sehr realistisch, und auch in diesem Fall bin ich wieder ganz hin und weg. Grandiose Aufnahme! Jederzeit HiFi-tauglich!

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