C. Saint-Saëns - "Le déluge" op. 45 / "Orient et Occident" op. 25 / "Danse Bacchanal" (2013)
• • • • Camille Saint-Saëns - "Le déluge" op. 45 / "Orient et Occident" op. 25 / "Danse Bacchanal"Sintflut der denkbar angenehmsten Artvon Rainer Aschemeier • 27. Januar 2013
Camille Saint-Saëns ist einer jener Komponisten, die hierzulande in der Regel nur sehr einseitig wahrgenommen werden: Seine dritte Sinfonie (die sogenannte „Orgelsinfonie“) ist unerklärlicherweise, sein „carnaval des animaux“ ist sehr erklärlicherweise schwerstberühmt. Beide Werke haben ihren festen Stammplatz sowohl im Konzertrepertoire als auch im CD-Regal der allermeisten Klassikhörer mit einem Hang zur französischen Spätromantik. Bei seiner wunderbaren Oper „Samson et Dalila“ ist die Popularität schon nur noch eingeschränkt, und alles darüber hinaus reichende – und Saint-Saëns hat ja einen gigantischen Werkkatalog hinterlassen – wird hierzulande in aller Regel praktisch völlig ignoriert. Obwohl es ja gerade die Ausnahmen sein sollen, die solche Regeln bestätigen, ist es doch trotzdem höchst erfreulich, dass ich ebensolches hier vorstellen darf: Die Ausnahme von der Regel! Mit einem auserlesenen Saint-Saëns-Programm, das man so nicht alle Tage hört, hat die Württembergische Philharmonie Reutlingen beim Label „Ars Produktion“ eine SACD vorgelegt, die einem auf allerlei Ebenen einigen Respekt abnötigt: Da wäre zunächst einmal das tolle Programm der CD. Es umfasst den noch halbwegs populären „Danse Bacchanal“ aus Saint-Saëns‘ Oper „Samson et Dalila“, führt dann aber über den bereits ziemlich obskuren Marsch für Militärkapelle „Orient et Occident“ op. 25 in die weite Welt der quasi totalvergessenen Saint-Saëns-Raritäten in Form des üppigst mit großem Sinfonieorchester, Chor und vier Gesangssolisten besetzten „biblischen Gedichts“ op. 45 (faktisch ein Oratorium) mit dem Titel „Le déluge“ – zu deutsch also „Die Sintflut“. Während die beiden erstgenannten Stücke sowohl was ihre jeweils rund sieben- bis achtminütigen Spielzeiten angeht als auch ihren eher „unterhaltenden“ Charakter eher zu den „Leichtgewichten“ in Camille Saint-Saëns‘ Schaffen gehören, ist „Le déluge“ fraglos ein Haupt- und Schlüsselwerk in der langen Karriere des 1921 im Alter von 86 Jahren in Algier verstorbenen Komponisten. Heute ist es im Prinzip komplett vergessen, und es ist ein großes Verdienst des jungen Dirigenten Alexander Burda, der in Frankreich studierte und dort womöglich auf Saint-Saëns‘ großes Oratorium gestoßen ist, dieses wertvolle Stück französischer Musikromantik wieder zum Erklingen gebracht zu haben. „Orient et Occident“ sowie der schmissige „Danse Bacchanal“ erreichen hier nicht ganz das qualitativ hervorragende Level der Oratoriumseinspielung. Hier führt der Chefdirigent des Orchesters aus Reutlingen den Stab, der Schwede Ola Rudner. Er gibt die beiden orientgesättigten Kompositionen etwas sehr abgeklärt und kühl. Was musikalisch rüberkommen sollte, wie arabischer Mokka oder sattsüß-scharf gewürzter Pfefferminztee „schmeckt“ in Rudners Deutung eher nach Nespresso-Kapsel- oder Meßmer-Teebeutel-Auszug. Fazit: Es sind SACDs wie diese, die das Musikhören per Tonkonserve nach wie vor zu einer spannenden und mitreißenden Angelegenheit werden lassen. Dass es so ist, erscheint mir in diesem Fall allem voran eine Leistung des sehr überzeugenden jungen Dirigenten Alexander Burda zu sein, den man als Liebhaber qualitativ hochwertiger Einspielungen auf jeden Fall im Auge behalten sollte. |
StöbernVerwandte / ähnliche Artikel: ArchivAlle Reviews können im Archiv nachgeschlagen werden. Dort ist auch eine gezielte Suche möglich. |