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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

M. Clementi - Sinfonien Nr. 1 & 2
Orchestra Sinfonica di Roma - F. La Vecchia

(2013)
Naxos

• •

Muzio Clementi - Sinfonien Nr. 1 & 2 / Ouvertüre in D-Dur

Klipp und Klar: Eine Enttäuschung

von Rainer Aschemeier  •  13. Januar 2013
Katalog-Nr.: 8.573071 / EAN: 74731330717

Ähnlich wie der Name Carl Czernys, war auch jener Muzio Clementis zum Schreckgespenst für Klavierschüler verkommen, die über viele Jahrzehnte mit den Etüden Clementis wohl mehr gequält als ausgebildet worden sind.
Erst seit vielleicht 20, 30 Jahren und vor allem dank der Initiative mutiger und engagierter CD-Labels ist es uns wieder möglich, einen umfassenderen Blick auf Clementis Schaffen zu werfen. Werke wie dessen Sinfonien sind nicht länger stumme Listeneinträge in den Bleiwüsten der Werkkataloge. Sie werden nun auch wieder zum Klingen gebracht und ermöglichen damit endlich auch Notenunkundigen einen Eindruck davon, wie reichhaltig und vielgestaltig das Musikleben zur Zeit Beethovens, Mozarts und Haydns auch außerhalb Wiens war.

Clementi lebte die meiste Zeit seines Lebens in England, wo er nicht weniger als ein Star seiner Zeit war. Er zählte zu den bedeutendsten Pianisten seiner Zeit, muss ein grandioser Techniker gewesen sein und zählte – nicht zuletzt deshalb – auch zu den Leitfiguren des jungen Ludwig van Beethoven. Clementis „Klavierwettbewerb“ mit Mozart ging in die Annalen der Musikgeschichtsschreibung ein – nicht ohne Betonung auf Mozarts gehässigen Hinweis darauf, man habe es in Clementi mit einem „reinen Mechanicus“ zu tun.
Clementi stieg später auch in den Instrumentenbau ein und bildete Schüler aus, zu deren prominentesten aus heutiger Sicht der irische Schumann-Freund und Erfinder des „Nocturne“ John Field gezählt werden kann.

Fast alle Musik, die wir von Clementi kennen, hat irgendwie mit dem Klavier zu tun – Er betätigte sich beinahe ausschließlich in seiner Paradedisziplin. Aber eben nur beinahe…
Ein Oratorium, das er nachweislich komponierte, ging in den Wirren der Jahrhunderte verloren, ebenso zwei seiner insgesamt wohl sechs Sinfonien. Vier von ihnen sind jedoch erhalten geblieben. Die ersten beiden erklingen auf der vorliegenden neuen CD aus dem Hause Naxos im Rahmen von dessen engagierter und überwiegend sehr gut eingespielter Reihe mit italienischer Musik.
Das Orchestra Sinfonica di Roma kommt hierbei einmal mehr unter der Leitung Francesco La Vecchias zum Einsatz. Es dürfte inzwischen klar geworden sein, dass diese Interpreten qualitativ bislang auffallend schwankende Ergebnisse abgeliefert haben – von „grandios“ bis „mittelprächtig“ war so ziemlich alles dabei.
Die vorliegende Einspielung stellt jedoch – so leid es mir tut – den bislang schwächsten Beitrag dieses Orchesters dar, den ich hören konnte.

Mit jedem Ton ist spürbar, dass diese Musiker, die so grandiose Malipiero- und Casella-Darbietungen eingespielt hatten, einfach kein Orchester für die Epoche der Wiener Klassik sind. Den zwischen Haydn und Beethoven einzuordnenden Clementi-Stil musizieren sie in selten gehörter Trägheit und Lustlosigkeit. Dabei hätten die beiden munteren, wenngleich in ihrem Gehalt vergleichsweise gewöhnlichen, ersten beiden Sinfonien Clementis zu einer munteren Angelegenheit werden können.
Wie spritzig und zackig man diese Musik interpretieren kann, zeigten unter anderem Matthias Bamert mit seinen London Mozart Players auf „chandos“ sowie auch Claudio Scimone mit dem Philharmonia Orchestra (zurzeit bei „Apex“).

Da auf dieser Naxos-CD auch der Sound verhangen und einfach ziemlich „wischi-waschi“ daherkommt (was den trägen und unpräzisen Gesamteindruck des Ganzen noch unterstreicht), kann ich nichts anderes tun, als auf die hervorragenden Einspielungen des Orchestra Sinfonica di Roma auf anderen Naxos-CDs mit moderner italienischer Musik zu verweisen, wie etwa hier oder auch hier. Bei dieser Musik aus der Zeit der Wiener Klassik hinterlassen La Vecchias Mannen einfach keine gute Figur. Schade, die Musik Clementis nämlich ist durchaus unterhaltsam und das Interesse wert.

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