R. Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques, Faschings-schwank aus Wien (2012)
• • • • Robert Schumann - Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques Op. 13 & Faschingsschwank aus Wien Op. 26Beeindruckender Nachfolger zu einem beeindruckenden Debütvon Rainer Aschemeier • 5. Januar 2013
Die italienische Pianistin Ottavia Maria Maceratini gehört zu den jungen, aufstrebenden Künstlerinnen und zeigte bereits mit ihrem Debütalbum „One Cut“ eindrucksvollen Mut. Wie der Titel des Albums verrät, hatte sie anno 2011 ein CD-Debüt vorgelegt, bei dem sämtliche Titel im Studio live als „First Take“ eingespielt wurden. Auf dem gesamten Album gab es nur einen einzigen Schnitt (daher der Albumname „One Cut“). Alles in allem war ihr Debüt also ein beeindruckendes Statement, aber es polarisierte auch: Während einige Rezensenten und selbst versierte Star-Pianisten Maceratinis Debüt in selten zu hörender Ergriffenheit lobten, gab es auch andere, die Maceratinis Debütaufnahme differenzierter, kritischer wahrnahmen. 2012 legte Ottavia Maria Maceratini ein neues Album vor, das Werke Robert Schumanns auf recht unkonventionelle Weise Stücken von Jean Philippe Rameau und Maurice Ravel gegenüberstellt. Dabei schnellen erst einmal die Augenbrauen nach oben, wenn man sich die Tracklist ansieht: Klaviersonate Op. 22, Études Symphoniques Op. 13, Faschingsschwank aus Wien Op. 26… wow… technisch anspruchsvoller lässt sich eine Schumann-CD kaum denken. Und somit darf man feststellen, dass Maceratinis Label ALDILÁ (gehört ebenfalls zur Fraktion „jung und aufstrebend“) es diesmal völlig richtig gemacht hat, indem es die junge Italienerin auf ihrem zweiten Album den Komponisten aufführen ließ, dessen Musik ihr einfach irgendwie in den Fingern steckt. Besonders gut gefällt mir Maceratinis Deutung des „Faschingsschwanks aus Wien“, den sie empfindsamer und zurückhaltender darbietet, als das Gros der sonstigen Schumann-Interpreten. Der Lohn für die Zurückhaltung ist eine sonst eher selten gehörte Leichtigkeit dieses spieltechnisch ja so irrwitzig anspruchsvollen Stücks. Maceratini versteht es zudem, Teilen von Schumanns Opus 26 einen beinahe volkstümlich zu nennenden musikantischen Anstrich zu verpassen. Das führt dazu, dass wir es hier tatsächlich einmal mit einem „Schwank“ im engeren Sinne zu tun haben, mit einem Werk, das neben seinem Kunstanspruch eben auch ein Stück Lebensfreude versprüht. Auch Maceratinis Rameau hat Klasse. Die Vogellautimitationen des Stücks „Le rappel des oiseaux“ nimmt die Pianistin nicht zum Anlass, um sich in romantisierender Programmatik zu verlieren. Ihr Vortrag erscheint historisch informiert und erfreulich nüchtern. Dabei kommt hier erneut ihr „perlender“ Stil zum Tragen, der einem Rameaus Notengirlanden förmlich bildhaft vor Augen führt. Mit Vogellauten hat es Maceratini auch in Ravels „Oiseaux tristes“ aus dessen „Miroirs“-Zyklus zu tun. Es ist dies allerdings eine Aufnahme, die ich persönlich nicht in jeder Hinsicht überzeugend finde. Maceratini kommt nach meinem Empfinden nicht gut mit dem fahlen, zur Gleichförmigkeit neigenden Stück zurecht, gerät vor allem zu Beginn etwas in Gefahr, die langen Pedaleinsätze in einen undifferenzierten Klangrausch münden zu lassen. Auch das träge, schleppende Tempo, das Ravel für dieses Stück vorgesehen hat, liegt ihr nicht unbedingt, auch (oder gerade weil?) diese Aufnahme es sich zur Aufgabe gestellt hat, Ravels Notentext so getreu wie nur eben möglich Folge zu leisten. Könnte eben das der Fehler gewesen sein? Auf dieser CD spielt aber nun einmal Robert Schumann die Hauptrolle. Und in dieser Fraktion gehört Ottavia Maria Maceratini mit zu den in überraschend hohem Ausmaß überzeugenden Interpret/innen. |
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