Valentina Lisitsa - Beethoven, Schumann, Thalberg, LisztEin Jahresauftakt, wie er besser nicht sein könnte!von Rainer Aschemeier • 2. Januar 2013
Musikalisch beginnt das neue Jahr sehr gut – so viel lässt sich jetzt schon sagen! Grund für diese überzeugte Feststellung ist eine neue CD der 39-jährigen Pianistin Valentina Lisitsa, die zum Januarauftakt 2013 neu erschienen ist. Lisitsa war spätestens im vergangenen Jahr einem großen Publikum bekannt geworden, als sie zusammen mit ihrer Duettpartnerin – der internationalen Star-Violinistin Hilary Hahn – ihr Debüt für das renommierte Label Deutsche Grammophon eingespielt hatte (Rezension dazu siehe hier). Es folgte eine umjubelte Live-CD für DECCA, die der Künstlerin weitere Anerkennung einbrachte. Nun legt Lisitsa also auch ein pianistisches Solodebüt bei Naxos vor – und was für ein Debüt das ist! Die CD beginnt gleich sehr ambitioniert mit Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 23 „Appassionata“. Von der ersten Sekunde an hat man den Eindruck, nicht nur irgendeiner x-beliebigen Neueinspielung beizuwohnen, sondern einer veritablen, wertvollen und erstaunlich überzeugenden Interpretation. Hier stimmt einfach alles: Die Tempi sind schwungvoll und hoch dramatisch, die Kraft, die Dynamik sind wuchtig und auch bis in leisteste Pianissimo-Nuancen ungemein facttenreich. Die Phrasierung ist äußerst durchdacht, wirkt niemals affektiert, sondern ist stets auf das große Ganze bedacht. Doch diese Ausnahmeperformance soll nicht die letzte auf dieser CD gewesen sein. Kaum hat man sich von dem (positiven) Schock angesichts der großartigen „Appassionata“-Interpretation erholt, folgt eine der besten, wenn nicht gar die beste Interpretation von Schumanns „Kinderszenen“, die ich in meinem musikalischen Leben je gehört habe. Mit der sehr selten zu hörenden „Grande fantaisie sur des motifs de Il barbiere di Siviglia“ (Op. 63) des heute fast vergessenen österreichischen Romantikers und einstigen Wunderkinds Sigismund Thalberg folgt ein knapp zehnminütiges Bonmot, das Thalberg-Fans begeistern wird, denn ich nehme an, dass dieses schwierige Stück in der technischen Brillanz, mit der Valentina Lisitsa es hier vorstellt, wohl noch nie eingespielt worden ist. Mich persönlich vermag das Stück nicht zu begeistern, wohl aber erneut die Interpretin, die sich hier keine Blöße gibt. Mit Franz Liszts „Totentanz“ werden die spieltechnischen Anforderungen, die Valentina Lisitsa auf dieser mit fast 70 Minuten randvoll gepackten CD an sich selbst stellt, auf die Spitze getrieben. Atemberaubend ist das einzige Wort, das mir zu diesem Klavierwirbelwind einfällt, den Lisitsa hier entfacht. Mit offenem Mund sitzt man vor der HiFi-Anlage – und kriegt die Kinnlade nicht mehr zu. Es ist unglaublich, welch spieltechnische Meisterschaft sich hier offenbart. Fazit: Diese CD ist rundum empfehlenswert und gleich zum Jahresstart schon ein glühendheißer Kandidat für den Titel „the-listener.de-CD des Jahres 2013“ – und die Tatsache, dass ich mich traue, das schon Anfang Januar 2013 zu postulieren, zeugt von meiner geradezu überschwänglichen und zutiefst überzeugten Begeisterung angesischts dieser großartigen Katalog-Novität. Abschließend noch ein Wort zum Klang – und da reicht ein Wort: Erstklassig! |
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