G. P. Telemann - 12 Fantasien TWV40 (2012)
• • • Georg Philipp Telemann - 12 Fantasien TWV40Die "Mini-Ausgabe" von "I Giardino Armonico"von Rainer Aschemeier • 9. Dezember 2012
Die Bratsche war seit ihrer Entstehung bis in die Zeit der Romantik stets das Stiefkind der Streichinstrumentenfamilie. Eigentlich ist sie das bis heute geblieben. Nur selten einmal taucht heute die Bratsche als Soloinstrument auf, und dies noch seltener ohne jegliche weitere Instrumentalbegleitung. Die vorliegende CD gibt also Rätsel auf: Sollte ausgerechnet Georg Philipp Telemann, der große deutsche Barockmeister, anhand der hier zu hörenden 12 Fantasien mit der Tradition seiner Zeit gebrochen haben und hier die große Ausnahme vorgelegt haben – Werke für Solo-Viola aus dem Barockzeitalter? Ein Blick ins Telemann-Werkverzeichnis schafft schnell Klarheit – und Ernüchterung: Nein, auch Herr Telemann hatte nicht primär die Bratsche im Sinn, als er seine zwölf, jeweils dreisätzigen Fantasien schrieb, die wir hier in einer Neueinspielung des Wiener Labels „Paladino“ präsentiert bekommen. Trotzdem hören wir hier die Viola als Soloinstrument, und somit werden die Rätsel nicht weniger: Warum erfährt der Käufer dieser CD mit keinem Wort (zum Beispiel im Booklet), dass es sich hierbei um Bearbeitungen handeln muss (von TWV40 gibt es zum Beispiel auch Bearbeitungen für Viola da Gamba). Warum erfahren wir hier auch nichts darüber, von wessen Hand diese Bearbeitungen stammen? Letzterer heißt Firmian Lermer, wurde 1968 geboren und besuchte unter anderem Meisterklassen von Yuri Bashmet, Kim Kashkashian und sogar Segiu Celibidache. Als Bratschist des Scaramouche-Quartetts ist er auch regelmäßig mit größer besetzter Kammermusik zu hören. Im Gegensatz zu der Einspielung Ori Kams auf Berlin Classics, der die hier zu hörenden Werke ebenfalls in einer Fassung für Bratsche spielte und dabei sehr „brav“ und akademisch klang, nimmt Lermer Telemanns Fantasien sehr emotional, zuweilen sogar etwas „ruppig“. Er liegt damit ganz im Trend der historischen Aufführungspraxis und erinnert mich an eine „Mini-Ausgabe“ des prägnanten Sounds von Ensembles wie zum Beispiel „Il Giardino Armonico“. Der Aufnahmeklang ist indes nicht als schlecht zu bezeichnen und ist ungemein durchhörbar und klar. Er klingt dabei jedoch primär nach leerer Kammer mit Steinfußboden – und allein das besagt schon, dass der Tonmeister es hier mit dem (in diesem Fall nicht sehr attraktiven) Raumklang vielleicht etwas zu gut gemeint hat. |
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