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The Listener

Blog für klassische Musik und mehr! ...seit 2003

R. Schumann & A. Dvořak - Klavierquintette
Elias String Quartet & Jonathan Biss (Klavier)

(2012)
Onyx

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Robert Schumann - Klavierquintett op. 44 / Antonín Dvořak

Die Serie guter Schumann-Kammermusikeinspielungen setzt sich fort.

von Rainer Aschemeier  •  11. Dezember 2012
Katalog-Nr.: ONYX 4092 / EAN: 880040409229

2011 und 2012 waren – in Sachen Schumann – hervorragende Jahre. Grandiose Kammermusikveröffentlichungen, eine besser als die andere, gaben sich förmlich die Klinke in die Hand, weswegen ich eingangs noch einmal kurz anhand der betreffenden Rezensionen in Erinnerung rufen möchte, was es da alles gegeben hat (Näheres dazu siehe hier, hier, hier und hier).

Eine neue CD mit Klavierquintetten Schumanns und Dvořaks scheint anzudeuten, dass diese „Glückssträhne“ für alle Schumann-Anhänger noch etwas andauern könnte.
Onyx, das von geschassten DECCA-Granden anno 2005 gegründete Label, stellt mit der hier vorgestellten CD nämlich eine Erste-Klasse-Einspielung von Schumanns Klavierquintett op. 44 vor.
Das Stück war eine der zahlreichen Schumann’schen Pioniertaten (die man heute meist gar nicht mehr so wahrnimmt), da er in seinem Klavierquintett besetzungsmäßig eine Streichquartettbesetzung mit einem Klavier kombinierte. Das war zu Schumanns Zeiten noch gar nicht soooo üblich, denn die als „führend“ wahrgenommenen Klavierquintette (so etwa von Mozart und Beethoven) kombinierten ein Bläserquartett mit dem Klavier. Zwar gab es auch Klavierquintette mit Streichquartett (so etwa von Ries, Hummel oder auch Boccherini), doch muss man sich vor Augen führen, dass das Klavierquintett als Gattung zur Zeit, als Schumann sein op. 44 schrieb, kaum als Solche wahrgenommen wurde.
Erst Schumann begründete mit seinem 1842er Es-Dur-Quintett eine Klavierquintetttradition, auf deren Spuren sich dann unter anderem Brahms und Dvořak begaben. Von Letzterem wird gleich noch zu berichten sein.

Es handelt sich bei dem hier eingespielten Stück also um ein epochemachendes Werk, und das auf dieser neuen Onyx-CD zu hörende Elias-Quartett, verstärkt durch den Pianisten Jonathan Biss, scheint das stets und ständig vor Augen zu haben. Die (An-)Spannung, die über dieser Aufnahme liegt, ist förmlich mit Händen greifbar. Das sprichwörtliche „Musizieren auf der Stuhlkante“ ist hier Programm.
Hier wird nicht verschleppt, hier wird nicht geschludert, hier scheint jeder einzelne Ton dreimal umgedreht und auf Hochglanz poliert worden zu sein. Das Zusammenspiel ist vorbildlich und erreicht beinahe das fast schon erschreckend hohe Niveau, das wir im letzten Jahr bei der Einspielung der Schumann-Klaviertrios durch Leif Ove Andsnes und die Geschwister Tetzlaff hören konnten (Rezension siehe hier).
Im Endeffekt ist das höchsten Respekt wert. Gleichwohl wirkt hier manches auch etwas klinisch und „überkonzentriert“. Die emotionale Komponente kommt etwas kurz, und dadurch klingt der Vortrag akademisch. Das muss nichts Schlechtes sein, ist jedoch eine Eigenschaft dieser Aufnahme, die man in Betracht ziehen sollte, bevor man sich diese CD zulegt. Am besten gleich mal reinhören in unserem the-listener.de-webradio!

Das in zweierlei Hinsicht nachfolgende Dvořak-Quintett op. 81 (es folgt nicht nur auf dieser CD nach dem Schumann-Quintett, sondern dieses war wohl nachweislich auch kompositorisches Vorbild für Dvořaks eigene Klavierquintette) ist im Vergleich zu Schumanns Werk lyrischer und besitzt in mehreren Sätzen einen volkstümlichen Ton. Somit kann man sagen, es ist typisch Dvořak, durch und durch.
Diese Volkstümlichkeit und der gelegentlich aufblitzende tänzerische Duktus des Stücks „entlarvt“ dann aber auch ein wenig die Steifheit von Biss und dem Elias-Quartett, die schon bei Schumann etwas durchschien.
Man höre sich hierzu zum Beispiel einmal den zweiten Satz („Dumka“) von Dvořaks Quintett mit seinen nach archaischer Volksmusik klingenden 2/4- und 2/8-Takten an. Da wackelt es doch nicht unerheblich im Ensemble – und plötzlich ist auch das Zusammenspiel nicht mehr so traumwandlerisch sicher wie kurz zuvor noch beim Schumann-Stück.
Doch davon möge sich jeder selbst einen Eindruck verschaffen.

Von der Klangfront hingegen ist bei beiden Stücken nur Bestes zu berichten: Tonmeister Mike Clements – bei fast allen großen Labels zuhause, schwerpunktmäßig aber bei EMI, Naxos und DECCA – hat hier sein ganzes Können in die Waagschale geworfen. Die Aufnahme klingt extrem natürlich, auf ideale Weise räumlich, und (im Gegensatz zu manch anderer Schumann-Kammermusikaufnahme aus dem letzten Jahr) auch sehr gut ausbalanciert. Das Klavier erklingt hier als Ensemblemitglied – so, wie es sein soll.

Fazit: Eine rundum gute bis sehr gute CD, jedoch mit einem Elias-Quartett, dass eine gewisse „Steifheit“ zumindest beim Dvořak-Quintett nicht ganz verleugnen kann. Trotzdem verrät diese Aufnahme ein noch immer sehr sehr hohes spielerisches Niveau, vor dem man nur den Hut ziehen kann.

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