Dirty Rig feat. Kory Clarke - Rock Did Itvon Rainer Aschemeier • 31. August 2006 Jaaaaaaaaa! Der personifizierte Wahnsinn in Form von Kory Clarke ist wieder da! „ENDLICH!“ kann man da nur beherzt seufzen. Immerhin ist Kory Clarke nicht nur als Ex-Frontmann von Kultbands wie „Warrior Soul“ oder „Space Age Playboys“ bekannt, sondern auch als einer der gemeinhin eifrigsten Konsumenten harter Drogen die die weltweite Rockszene zu bieten hat. Deswegen bin jedenfalls ich als Fan immer froh, alle paar Jahre wieder zu erfahren, dass der Mann überhaupt noch lebt. Das kann man leider nicht von allen Ex-„Warrior Soul“-Musikern behaupten – eine Reunion ist trotz vielfältig geäußerter Wünsche von Fanseite aufgrund der hohen Sterberate unter den ehemaligen Bandmitgliedern zunehmend unwahrscheinlich geworden. Nach einem extrem depressiven, strangen, politischen, drogengeschwängerten Soloalbum, welches als US-Only-Release in einer Minimalstauflage bei einem US-Indie vor einigen Jahren erschien, hätte ich fast darauf gewettet, in Kürze von einem plötzlichen Ableben des Herrn Clarke (vielleicht aufgrund einer Überdosis von irgendetwas Künstlichem?) lesen werden zu müssen. Denkste! Nach einer brachialen EP, legt Kory Clarke samt neuer Kapelle „Dirty Rig“ den Longplayer „Rock Did It“ nach. Nun fragt sich alle Welt: Wie klingt denn das? Das es gut werden müsste, war eigentlich die allgemeine Erwartungshaltung. Immerhin existierte bislang nicht eine einzige CD unter Kory Clarkes Beteiligung, die unter Fans keinen Legendenstatus genießt. Die musikalische und textliche Ausrichtung von „Dirty Rig“ überrascht jedoch vielleicht auch eingefleischte Fans. Kory Clarke und seine neuen Mitstreiter orientieren sich einerseits wieder back to the roots und schlagen in Songs wie „Drunk Again“ oder „Just a Star“ durchaus „Warrior Soul“-kompatible Töne an (man vergleiche z. B. mit „Punk and Belligerent“ bzw. „Shine like it“). Andererseits wissen „Dirty Rig“ aber auch ein gänzlich neues Sound-Kapitel im Album des Sängers aufzuschlagen. Dieses Kapitel möchte ich als sehr harten Rock’n’Roll in der Nähe von Bands wie den „Hellacopters“ bezeichnen. Kory Clarke’s mittlerweile heftig zerschundene Stimme wirkt auf „Rock Did It“ ob des teils ungewohnt harten Sounds beängstigend bemüht und teilweise nicht immer den Anforderungen des musikalischen Materials gewachsen. Das wird insbesondere bei dem Remake des „Space Age Playboys“-Songs „Cities, Scenes and Thieves“ deutlich. Das ist so bisher noch nicht vorgekommen. Im Übrigen ist ja auch lyrische Partylaune bei Rockmusik vom Rezensenten immer gern gesehen, wir sind ja keine Kinder von Traurigkeit, doch was sich Kory Clarke bei den teils deftig pornographischen Texteinlagen auf „Rock Did It“ gedacht hat, möchte man lieber nie ernsthaft erfahren. Leider wird durch diese wirklich flachen und völlig disqualifizierenden Schmierheft-Lyrics die CD weder rebellischer, noch wilder oder rockiger, sonder einfach eher peinlich. Auch das ist wohl ein Novum: Clarke hat schon immer gern getextet, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, doch war dies bisher – selbst wenn’s in die Intimzone ging – immer auf eher geistreichem Cockrock-Niveau angesiedelt (man denke an das köstlich satirische „Tokyo Girls go Bang Bang“ auf der leider einzigen „Space Age Playboys“-Scheibe „New Rock Underground“). Auf „Rock Did It“ geht so mancher Text – buchstäblich – in die Hose, was einem zwar die Schamesröte ins Gesicht treibt, doch ehrlich gesagt wäre mir eine Art „Röte der musikalischen Erregung“ lieber gewesen. Wie auch immer, manchmal blitzt Kory Clarkes geballtes Kultpotenzial doch noch auf. Der Mann ist einfach eine wandelnde Legende – vielleicht einer der Letzten, die sich noch trauen, den Rock’n’Roll-Lifestyle dermaßen krass und kompromisslos durchzuziehen. Das musikalische Talent jedoch, das vor wenigen Jahren noch Götteralben zustande gebracht hat, die man sich am liebsten doppelt gekauft und eingerahmt hätte, bringt es im Moment leider nur auf eine recht gewöhnliche Heavy-Rock-CD mit erkennbarem Potenzial zu mehr. Um wirklich mehr daraus zu machen, müsste man allerdings den äußerst durchschnittlich begabten Gitarristen „Chas“ in Bälde durch jemand Qualifizierteren ersetzen. Ebensolches gilt für die meisten Texte, weswegen ich an dieser Stelle der Band den Tipp gebe: Weniger Koks, bessere Songs! Fazit: Nettes Underground-Album für zwischendurch. (Für eine CD unter der Beteiligung Kory Clarkes ist das ganz klar ein Armutszeugnis!) |
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